Geschichtsphilosophie
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Plötzlichkeit, Mutation und der dialektische Sprung Teil 2

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Beitrag von Leser Di Jan 10, 2017 4:09 pm

2. Zweite Wandlung und das Tun zu mehreren

Hat sich eine Mutation, eine Seelenmächtigkeit, durchgesetzt, so drängt sie zur systematisch geordneten Zirkularität. Aus Teil 1 wissen wir von Spengler, dass sich die Verfahren alle gegenseitig voraussetzen. Wir möchten diesen Punkt an einem witzigen Beispiel verdeutlichen



Yup! So banal das auch scheinen mag! In einer Welt ohne Störungen ist das der optimale Zustand, der Zustand einer vollendeten Mutation. Nun beweist die fortlaufende Geschichte, d.h. die Zeit, etwas völlig anderes. Nun, ob sie beweise, dass sei einmal dahingestellt. Aber ein witziges Argument Nietzsches gegen den Finalitätsglauben findet sich unter Aph. 1066 in WW II "Weil die Welt ihn nicht erreicht hat, muß der Mechanismus uns als unvolllommne und nur vorläufige Hypothese gelten." Wir dürfen übrigens Nietzsches Wiederkehrgedanken als eine Art in sich selbst begriffene Nachhaltigkeitsökonomie betrachten. Umso drastischer die Auswirkungen auf ein reflexionsfähiges Wesen wie den Menschen. D.h. der Nachhaltigkeitszwang, die Zirkularität des Ganzen steht über den Überlebenstaktiken des Menschen. Das meint auch Spengler, wenn er von der göttlich-umbekümmerten spricht und an Nietzsche anschließt.

Allerdings fehlt jegliche Tragik im sogenannen Schicksal des Menschen. Man dürfte eher für ein bisschen mehr Tragik im Weltgeschehen seine Gebete anstimmen. Ist es doch die Gefahr, die zur anspannten Nachdacht übers Überleben sich anstrengen muss, welche eine kommende Mutation erst begünstigt. Dies das Geheimnis eines jeden Priesters! Gefahren machen heißt Geist haben.

Zurück zur Zirkularität. Wenn nichts dazwischen funkt, so gilt: A impliziert B, B impliziert C und C impliziert A! Die verfahrene Hand impliziert für ihr Verfahren - z. B. Fischfang - Fisch. Fisch impliziert das Verfahren den Hunger zu bewältigen C. Und in diesem Kreislauf impliziert die Bewältigung des Hungers C das Verfahren A usw usf. Ein einfaches ökonomisches System. So unterkomplex, dass Ökonomie und Ökologie sich beinahe decken bzw. decken müssen. Man denke an den Aborigini, der jahrtausende hinweg mit einer ausgeklügelten Taktik des gezielten Waldbrandes den Boden nährreich hielt und gleichzeitig sogar den Tierbestand an seinen Jagdgewohnheiten regeltechnisch überwachte. Aber im Grunde alles sehr langweilig.

Beim idealen Tun zu mehreren ist es aber exakt dasselbe. Die Parzellierung und getaktete Einteilung der verschiedenen Arbeitsschritte implizieren sich wechselseitig. Verzug an der einen Stelle bringt das ganze System ins Wanken. Systemtheoretisch ist eine verschwenderische Marktwirktschaft einerseits eine Art Dekadenzzustand, andererseits aber verweist es auf eine große noch nicht abgeschlossene Bewältigung einer vielleicht kommenden planetaren Organisation. Noch mehr aber verweist jede temporäre und lokale Krise auf einen Zustand des plötzlichen Kollaps, womit keinesfalls gesagt ist, dass damit ein allgemeiner Verfall der Menschheit eingeleitet ist. Selbst der Plastikmüll ist ein marginales Problem und wenn die Notwendigkeit besteht ihn zu beseiten, so wird das einfach gemacht. Man glaubt es nicht, aber so stark ist der Lebenstrieb. Gefahren haben heißt Geist anwenden.

Schon aus den zuvor dargestellten Organisationstypen (siehe Teil 1) geht die wichtige Folgerung hervor, dass eine kulturelle Einheit für diese Einheit die hingeführten Kämpfe und Rivalität zweier oder mehrerer Lebenstaktiken (wir verwenden den Typ Sesshaft und den Typ Räuber der Einfachheit halber) aufhebt. Im Geiste der Kultur selbst, deren einzelne Parzellen die unterschiedlichen Institutionen, Arbeitsverbände etc. bilden, geht hervor, dass Führerarbeit und ausführende Arbeit nur aus dem Geiste der Kultur selbst adäquat zu verstehen sind. Verfällt das eine verfällt das andere und das Dritte, die Einheit, dazu. Das hat Spengler scharfsichtig durchdrungen und doch leider mit dem Irrtume einer Übereinstimmung von Yankee-Schicksal und faustischem Schicksal zu einer verheerenden Vollendungstragik komponiert. Mag jeder sich seine eigenen Gedanken machen. Zum Glück macht der Amerikaner sich überhaupt keine Gedanken! Welche erlösenden Quellen!

Dieses neue Gebilde, der Inbegriff von Preußentum und Sozialismus, schafft sich Gefahren aus dem Durste nach Unterworfenem. Es liegt tief, dass große Gegenspieler wie Russland am Lebeb gehalten werden, ihn sein Ziel nicht aus den Augen verlieren lassen. Jetzt, wo die Spannung gefährlich gewachsen ist, muss aber auch der Feind im fernen Ost "reaktiviert" werden. Und wie einfach das geht! Eine Saite dort gezupft und die chinesische Parteigenossenschaft ist außer sich. Das ist große Ökonomie! Dort ist also ein Seelendrang, eine Mächtigkeit der Seele, vielleicht eine ganz andere Mutationsstufe, die sich erst noch ihr Recht erkämpfen muss und aus einem tiefen Instinke heraus es vorsichtug und langsam tut. Hoffen wir, dass sie sich nicht verrechnet.

Diese Fähigkeiten - aus eigener Leistung neue Situationen zu schaffen und sie zu überwältigen ist Mutation. Die Seele mutiert an neuen Situationen. Das ist durchaus eben kein bewusster Vorgang. Und doch ein prozessierender Vorgang einer inneren zirkulären Organisation, die sich in dem ganzen physiologisch nicht wandelt: der menschliche Leib selbst ist diese Konstante, ausgestattet wie kein anderes Wesen große Geschichte für sich zu machen. Ob sich der Leib mit selbstgeschaffenen Situationen überfordern kann, ist hierbei eine fundamentale Frage. Logischerweise haben wir dafür keinen Präzidenzfall. Anders gewendet: Kann das Weltganze gegen die eigenere innere Zirkularität handeln? Wohl kaum. Und der menschliche Leib ist eine eigene Zirkularität, ein kleines Universum für sich. Folglich kann er es ebenso nicht.

"Diese Welt ist der Wille zur Macht – und Nichts außerdem! Und auch ihr selber seid dieser Wille zur Macht – und Nichts außerdem!"

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