Geschichtsphilosophie
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All so ist der Wandel in die Welt gekommen

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Beitrag von Leser Do Jan 12, 2017 1:56 am

Ich fand diese schicken Leitsätze in meinem Vorlesungsmaterial zu Philosophie und Mathematik.
Betrachten Sie dieses Thema also schlicht als Ergänzung zu Kapitel XV




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Beitrag von ThWangenheim Fr Jan 13, 2017 1:21 pm

Das ist Hegel. Bei mir gibt es kein Drittes, keine Einheit. Weder entsteht in Kapitel XV etwas aus der Einheit, noch bilden sie eine (außer das Ganze, aber das ist ebensowenig ein geschichtsphilosophischer Zustand, wie das Nichts).

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Beitrag von Leser Fr Jan 13, 2017 5:25 pm

Ich denke, hier geht es nicht um das Dritte Hegels, sondern um dasjenige, was geteilt und unterschieden wird. Einheit wird verstanden als das "Indiffferente". Unter den Frühromantikern und Philosophen war Hegel auch der einzige, dass das Dritte als Entwicklungssystem bei sich aufnahm. Man findet im Grunde jeden dieser Sätze auf der ersten Seite des letzten Kapitels, wie mir scheint.

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Beitrag von Leser Fr Jan 13, 2017 5:27 pm

So wie Spencer-Brown die gesamte Boolesche Algebra auf zwei Symbole herunterbricht (Law of Forms). Der erste Satz daraus: "Triff eine Unterscheidung". Denn, wie er sagt, ist etwas und sein Gegenteil in der reinen Form identisch. Und mehr bedeutet Einheit auch nicht bei Grassman


Zuletzt von M.G. am Sa Jan 14, 2017 3:50 pm bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet

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Beitrag von ThWangenheim Sa Jan 14, 2017 10:58 am

"Alle Begriffe, welche der Geist auf einem Gebilde erzeugt," "müssen wesentlich eins sein" - oder: "bilden eine Einheit." Ich will nicht hoffen, daß bei mir dieser Eindruck entstanden ist.

Oder: "Begriff und Gegenbegriff entstehen zugleich durch den Gegensatz aus der Einheit." Das ist eindeutig eine axiomatische Setzung der Einheit, aus welcher Begriff und Gegenbegriff abgeleitet werden. Soetwas steht in meinem Buch zum Glück nicht. Das ist - richtig - auch nicht Hegel, sondern viel metaphysischer. Ich habe, wie Hegel, nicht aus der Einheit abgeleitet, sondern das erste Axiom ist bereits einer der Gegensätze (ohne das bereits zu ahnen). Das ist ein riesiger Unterschied.

"Die Tätigkeit des Geistes besteht darin, in der Einheit Gegensätze zu setzen." - Das ist reine Deduktion, das praktische Verfahren des Geistes in der Welt, um Konkreta zu erkennen, ja. Unterscheidung ist etwas anderes als Entgegensetzung. Das eine ist deduktiv, das andere induktiv. Mein Schlußkapitel will induktiv sein. Da wird nichts unterschieden, sondern etwas Neues gesetzt - und zwar ohne schon beides oder ein Ganzes oder sonst irgendeinen Anhaltspunkt zu haben.

Und 7. ist Hegel, den ich freilich auch übernommen habe.


M.G. schrieb:Unter den Frühromantikern und Philosophen war Hegel auch der einzige, dass das Dritte als Entwicklungssystem bei sich aufnahm.

Ich weiß nicht, was Sie in diesem Zusammenhang unter System verstehen. Aber die Hegelsche Logik steht bei Fichte im Grunde schon genauso.


Das "cross" der Spencer-Brown-Notation ist ja nicht umsonst dem "nicht"-Zeichen so ähnlich. Natürlich kann man alle möglichen Vorschriften einer dualen Zahlenmenge so darstellen. Die Boolsche Notation war ja wegen ihrer Anschaulichkeit mit drei Operatoren (und mehr) versehen. Und daher wird sie auch heute noch so verwendet. Übrigens wäre der Satz "Etwas und sein Gegenteil sind in der reinen Form identisch" auch ganz weit weg von mir.

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Beitrag von Leser Sa Jan 14, 2017 4:25 pm

Da möchte ich Ihnen auch nicht widersprechen. Gerade 7. war der Punkt, der mich dazu veranlasste diese Tafel zu implementieren. Natürlich, die anderen beziehen den Geist, den Beobachter, den Setzer mitein und es wird stillschweigend vorausgesetzt, vor aller Setzung gewissermaßen, dass der Geist selbst aus einer übersinnlichen Einheit abstamme. Allerdings, um auf die Kreisfunktion zurückzukommen, bilden in diesem Sinne (aus dem Einheitskreis abgeleitet) "Kultur" und "Ingenium" doch an sich zwei Momente, die in einem totalen Umtauschverhältnis stehen. Das ist natürlich auch Hegel. Denn seine Begriffe Sein und Nichts sind eben - und das ist der Unterschied zu Fichte, zu dem sich freilich Hegel verhält, wie Marx zu Hegel - sozusagen auf die Füße stellend -, zwei Urqualitäten, die sich nicht auf eine Einheit zurückführen lassen könne, sondern erst durch den historischen Prozess in Einheit schließen und dann auch freilich nur so, dass man einfach keine Rangordnung konstatieren kann. Sein ist Geist und Geist ist Sein ist die Folgerung aus der Urdifferenz von Sein und Nichts bei Hegel. Gewissermaßen erzählt Hegel in der PdG die historische Bewegung des Selbstbewusstsein, der seinen Freund Fichte erst überhaupt die Möglichkeit gab, seine Ich-Setzungen zu vollziehen. Gegeben ist diese Fähigkeit nicht ohne weiteres, sondern historisch erzeugt.

Es sollte heißen: "... der das Dritte als Entwicklungsbegriff in seinem System aufnahm". Wie ich zu dieser sehr ungünstigen Formulierung zuvor fand, ist mir gerade selbst nicht mehr begreifbar.

Jedenfalls leitet Hegel auch nicht aus der Einheit ab. Am Anfang seiner Logik sind Sein und Nichts zwei unvermittelte und total inverse Urbegriffe. Natürlich steht er da in einer bestimmten Schule von Idealisten, die noch eine Art Einheitsidee (eine übersinnliche, jenseitige Idee) vor der ersten Ur-Teilung annahmen, jedoch ist das wiederum bei Hegel eher eine zweitrangige und höchstens regulative Idee, um seine Lehre vom Absoluten symmetrisch zum vordiesseitigen Zustand der Welt zu setzen. Das Hegelsche Werden ist aber ebenfalls kein Drittes, sondern eine dialektische Vermittlungsoperation, die selbst keinen Eigenzustand hat, sondern reine Prozessierung oder reine Negation von A nach B vermittelt. (Wenn man will, ist das Hegelsche Werden jenes "Ock" von Spencer-Brown. Dazu unten mehr)

Aber was Punkt 1-6 anbelangt, so habe ich sie eher als diejenige Tätigkeit begriffen, die aus der Indifferenz selbst, der dunkle verschwommene Raum der Vergangenheit z.B. eine Unterscheidung trifft, die sogleich eine Entgegensetzung ist. In diesem Sinne also Ihr Geist, der in zwei Urmomente, "Kultur" und "Ingenium", unterscheidet und damit der Indifferenz des Zufalls eine Ordnung aufprägt und eine Gesetzlichkeit im Stilwechsel erkennt. Mag die Ordnung immer schon gewesen sein, letztendlich musste jemand diese Ordnung erst erkennen. Und dieser Akt gebiert erst die Axiome.

Das Ganze ist also kein Anhaltspunkt, sondern eine höchst provozierende Indifferenz, die den Geist in Tätigkeit reizt Ordnung walten zu lassen. Mehr scheinen mir die Leitsätze nicht so behaupten. Dazu muss gesagt werden, dass es sich bei diesen Tafeln um heuristische Leitsätze handelt. Schleiermacher war ja ein großer Heuristiker und stellte sich die Frage, wie der Erkennende denn Neues erfinden könne. Das Mannigfaltige ist das Ganze, ist Einheit, ist unbewätigter Stoff für den Erkennenden.

Der genaue Wortlauf von Spencer-Brown war: "Was ein Ding ist und was es nicht ist, ist der Form nach identisch" - das habe ich gewendet auf die Kreisfunktion. Der Form nach ist es doch eigentlich egal, ob man nun "Kultur" oder "Ingenium" betrachtet.

Übrigens, was ich sehr witzig empfinde, gibt es in den unzähligen Vorworten, die zu seinem "Law of Form" über die Jahrzehnte entstanden sind, jene Stelle, wo er von seiner wichtigsten Entdeckung - dem "Ock" -, spricht. Das "Ock" oder "Auge" wird beschrieben als weniger als Null, quasie eine Negation der Null, die über sich nichts aussagen kann, ohne posiitivsprachlich zu handeln. Er macht es nicht explizit, aber meinem Gefühle nach ist es jenes "Triff eine Unterscheidung!" die Aufforderung an jenes "Ock", d.h. dem Geiste, dem Subjekte, welches sich erst offenbart, sobald es eine positivsprachliche Unterscheiung trifft. Das nimmt bei Spencer-Brown quasi-mystische Züge an, wenn Sie mich fragen.

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Beitrag von ThWangenheim Sa Jan 14, 2017 6:50 pm

Derjenige, der die ganze Chose setzt, ist noch einmal ein anderes Problem. Das wäre dann Erkenntnistheorie. Die interessiert die Geschichtsphilosophie eigentlich nicht. Bei Spengler kommt sie im Grunde gar nicht vor. Bricht man die Theorie aber so weit herunter, wie in KuI geschehen, dann beantwortet sich die Frage der Erkenntnis (und damit jeder Theroie, also auch der vorliegenden) gewissermaßen im Vorbeigehen auch noch mit.

[Daß ich das nicht explizit gemacht habe, liegt auch daran, daß ich das Gerede von der Subjektivität durchaus überzogen finde, wie man es gerade in der Geschichtswissenschaft gern kolportiert: Wir erkennen alle nur Subjektives, jeder sieht in einem historischen Vorgang etwas anderes... Nein, bestimmt nicht. Wenn unsere Geister alle so ungeheuer subjektiv veranlagt wären, dann könnten wir uns gegenseitig ja gar nicht überzeugen, ja nicht einmal miteinander kommunizieren. Das ist aus meiner Sicht vor allem pseudo-kantische Pose, die so ein gewisser Schlag Freizeitphilosophen unter den Historikern (und unter den Philosophieabsolventen) einnehmen, die irgendwo im 4. Semester geistig stehengeblieben sind.]

Ich meinte jedoch oben die Setzung des Ganzen, d.i. der Einheit, aus welcher dann die Gegensätze geschieden werden. Ich sagte ebenfalls oben, daß das bzgl. der "Theoriekonstruktion" nichts mit KuI zu tun hat, daß es sich aber um eine durchaus richtige (aus meiner Perspektive wenigstens) Darstellung eines deduktiven Denkens handelt, an dessen Funktionieren und breiter Anwendung man gar nicht zweifeln kann. Und da treffen wir uns wieder, da Sie ja selbst sagen, es handle sich um Heuristik. Genauso geht man im Grunde bei jedem Erkennen vor und gehe ich selbstverständlich auch vor. Aber im Schlußkapitel stelle ich ja nicht dar, wie ich auf die Theorie gekommen bin (das ist vielleicht das Mißverständnis, das hier zwischen uns vorliegt), sondern eine axiomatische (also späte) Konstruktionsmethode dessen, was ich in der Einleitung ab S. 37 deduktiv (wie es Ihr Merkblatt darstellt) abgeleitet habe und im Grunde das Ganze Buch einnimmt (und was ziemlich genau eine Abbildung des tatsächlichen Denkvorgangs darstellt, der am Anfang dieser Theorie stand). Daß Elemente daraus sich wiederum auch in die fertige Theorie, wie man sie axiomatisch darstellen kann und wie ich ab S. 512 getan habe, wiederfinden, ist gerade unter dem Gesichtspunkt der Selbstreflexivität der Geschichtsphilosophie selbst und der fraktalen Theorie im besonderen wohl verständlich. Gleichwohl ist ihr Merkblatt mindestens eine spiegelverkehrte (eben deduktive, statt induktive) Darstellung dessen, was in meinem Schlußkapitel passiert.

Richtig, Hegel leitet nichts aus der Einheit ab. Das induktive Vorgehen, das Hegel anschlägt, habe ich ja im Schlußkapitel ganz bewußt kopiert. Aber indem Sie zugeben, daß dieses Dritte, das ich nicht Drittes nennen solle, eine Vermittlungsoperation ist (was nicht stimmt, denn aus einem Operator kann ja in der nächsten Stufung nicht der Ausgangsbegriff einer neuen Entgegensetzung werden; Operatoren sind inhaltsleer) geben Sie ja zu, daß es also etwas ist. Wenn es aber etwas ist, und zwar etwas, das weder Nichts noch Sein ist, so ist es also ein Drittes. Und das hat Hegel natürlich gewußt. Daher baut er ja etwa in der Rechtsphilosophie alles triadisch auf. Übrigens natürlich nicht so, daß das Dritte immer neuer Ausgangspunkt wird. Das ist in einer endlichen Welt und insbesondere in einem endlichen Buch schon theoretisch nicht möglich.

Um das Spencer-Brown-Zitat wirklich prüfen zu können, müßte er eine Definition geben, was "Form" sei.

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