Geschichtsphilosophie
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System und Umgebung - Kultur und Ingenium

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Beitrag von ThWangenheim Mo Jan 09, 2017 10:49 am

An Sie war es nun eine kleine Bitte, mir, sofern möglich, etwas entgegenzukommen. Aber zurück zur Sache.

Ich finde es ja sehr aufschlußreich, wenn Sie Analogien zwischen Günthers Logik etwa und KuI finden. Es gibt überhauupt keinen Grund Ihnen auch in diesem Fall nicht zuzustimmen. Er gibt ja auf S.14 eine konkrete Verbindung zum Untergang der Antike an. Aber Ihren Enthusiasmus kann ich nicht gerade nachvollziehen, was dergleichen angeht. Ich will Ihnen einen Vergleich vorstellen:

Es gibt z.B. ein Buch mit dem Titel "Zeitgeist und Geschichte" von Karl Baur, der eigentlich ein Werk von Paul Ligeti ins Deutsche übersetzt und erweitert hat. Das Buch ist mir durch Prof. Max Otte bekannt geworden, dem es in Erinnerung kam, als er die Tafeln in meinem Buch aufschlug.

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Der Mann arbeitet übrigens, was man von den Kurven nicht erwarten würde, mit einem dreiwertigen System. Ich möchte fast sagen "typischerweise", weil freilich ein dritter Wert nur schwer planar darzustellen ist und deshalb all diese Theoretiker gern ganz heimlich dualistisch bleiben - freilich ohne das zuzugeben, denn das ist ja Kindergartenphilosophie...

Das Buch enthält durchaus viele richtige Gedanken und ist teils ziemlich nach an KuI. Sogar Ansätze der Fraktalität sind gedacht, d.h. zwei Ebenen, wie Sie an der großen Tafel sehen.  

Die Frage dabei lautet für mich aber immer: Was haben wir davon? Kann es uns irgendetwas erklären? Und da findet sich dann vielleicht das eine oder andere Détail. Aber wenn ich mit einer Theorie nicht irgendetwas bisher Unerklärtes auflösen kann, dann haben wir doch beileibe nichts gewonnen. Daher entstehen sinnvolle, d.h. erklärende Theorien auch nicht auf dem Papier, in irgendwelchen logischen Abhandlungen, so wie kein einschneidender mathematischer Beweis im rein Formalen entdeckt wird, sondern durch eine erklärende Idee, welche erst im Nachhinein in einen größeren Rahmen, der sich erst durch dieselbe eröffnet, eingebettet wird. So geschehen - und hier muß ich freilich auf meine eigenen Erfahrungen zurückgreifen, da es sich um einen recht intimen Vorgang handelt, der selten offengelegt wird - mit der Abwechslung der Eigenarten der abendländischen Stile. Ich bin also noch nicht überzeugt, daß uns das "Günthern" zu irgendetwas führt, oder - mit der obigen Erklärung - aus einem gehaltvollen Zentrum strömt. Sie scheinen ja etwas ganz Großes zu wittern. Was lernen wir also aus dem, was Günther sagt?

Nun zu Ihren anderen Punkten: Sie sagen, parallele, simultane Vorgänge könnten mit einer Turingmaschine nicht abgebildet werden. - Sehen Sie ein Bild auf ihrem Rechner? Sehen Sie mehrere Bildpunkte gleichzeitig? Lädt ein Programm im Hintergrund, während Sie schreiben? Sie sehen, Simultanität kann zumindest durch ganz einfaches Multitasking, d.h. sehr kurzweiliges Verteilen von Rechenzeit simuliert werden.
Aber fragen wir uns, was echte Simultanität ist. Was heißt es, wenn zwei Vorgänge tatsächlich parallel ablaufen? Nun, da sie ja nicht eins sein sollen, müssen sie streng geschieden sein, laufen also auf unabhängigen Bahnen ab, das heißt aber nichts als zwei Turingsmaschinen. Warum soll man diese beiden Vorgänge nicht nacheinander auf einer Turingmaschine ebenso laufen lassen können? Da sagen Sie vielleicht: Echte Simultanität beeinflußt sich gegenseitig. Da stimme ich Ihnen zu, denn zwei unabhängig laufende Verfahren können kein gemeinsames Ergebnis liefern, sondern immer nur jedes für sich eines. Das heißt aber, daß es Zeitpunkte des Austauschs geben muß. Ein Datenbit muß zu einem gewissen Zeitpunkt also zu einem bestimmten Punkt im anderen Prozeß gelangen - weil der eine Prozeß den anderen "sieht" und darauf "reagiert" (übrigens kybernetisch). Aber das heißt ja nichts, als daß man die beiden Abläufe in diesem Sinne synchronisieren muß. Auch das läßt sich problemlos auf einer Turingsmaschine abbilden.

Sie fragen, ob es zukünftige Entscheidungsaufgaben geben könne, deren Komplexität unser Denkvermögen überschreitet und zu welchem wir Maschinen hinzuziehen müßten.
Zunächsteinmal tun wir das ja bereits. Es ist erwiesen, daß Diagnosen, die von einfachen Prozessen gestellt werden, besser als Ärzte sind, daß Investitionsentscheidungen nach einfachen Regeln erfolgreicher sind, als 99% der Anleger. Aber was ich insbesondere zu dieser Frage sagen will ist: Es gibt schon immer Fragen, deren Komplexität unser Denkvermögen überschreiten. Das hat nichts mit der Zukunft zu tun. Die Welt ist schon immer so komplex wie heute. Sie ist vielleicht heute nicht mehr so anschaulich. Ja, das mag uns das Verstehen erschweren. Aber dann liegt der Grund des Nichtverstehens nicht in einer Erhöhung der Komplexität der Welt (die nimmt eher ab), sondern in einer schlechteren Faßbarkeit - und zwar witzigerweise gerade durch den Einsatz von Maschinen, deren Wirkweise wir nicht mehr so leicht abschätzen können.

Hat der Mensch, der Schrauben aus einem Regal nimmt, im Augenblick dieses Tuns - vorausgesetzt, er macht sich nicht gerade über seine gestrige Hegel-Lektüre einen Kopf oder erinnert sich eines Spatziergangs - mehr Welt und Umgebung in sich?

Dieses Zitat scheint mir eher trivial - wenn wir es wörtlich nehmen sogar falsch. Freilich, die Tatsache, daß es so ist, sollten wir immer bedenken, daß eine Theorie nämlich, die sich aus der Welt speist, diese nur in einem idealen Sinne abbildet. Ihre ganze Komplexität kann keine Theorie erreichen, die ihr materiell doch entnommen ist. Und dieser Satz ist korrekt. Günthers nicht. Denn es gibt eine Struktur, welche diese Materialität fassen kann. Die Welt selbst. Denn die Welt ist im Grunde nichts anderes als ein großer Rechner. Er bildet nicht unter Fehlern ab, sondern berechnet alles absolut exakt: nämlich die Welt.

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Beitrag von Leser Mo Jan 09, 2017 6:12 pm

Es stimmt was Sie sagen. Die "Güntherei" ist vom Günther selbst stehts als "work in progress" verstanden worden und alles andere als eine fertige nutzbringende Theorie. Aber ist das nicht mit allen guten Dingen so?

Die erklärende Idee der Kybernetik ist vorläufig wie folgt zu formulieren: Zwar besteht die Aufgabe dieser Wissenschaft darin, diejenigen Funktionen und Bewusstseinsinhalte, die man typischerweise als subjektive Komponenten und Gegenpole zur materiellen Wirklichkeit auffasste, als Teil der objektiven Welt zu entlarven, indem man sie mechanisch wiederholt, doch damit ist gleichzeitig anerkannt, dass eine Instanz in der Wirklichkeit existieren muss - "Ich" oder "Selbstbewusstsein" -, welche diese Fehleinschätzung zuvorderst überhaupt tut und die im Prozess der Selbstreflexion - als tätig konstruktives Wesen - sich im doppelten Sinne entlarvt. Die erste Entlarvung ist eine mechanische und die zweite Entlarvung ist eine existenzielle.

"Wiener in  scharfer  Abgrenzung  gegen den Materialismus  erklärt:  „Informa­tion is information, not matter or  energy. No  materialism which does not admit  this  can  survive at  the present  day."
Andererseits  darf  aber  ebensowenig  angenommen  werden,  daß  der  Informations-resp. Kommunikationsprozeß  in  das  Gebiet  der  gei­stigen Phänomene  gehöre; daß  es sich also in  der Kybernetik  darum  handle,  allmählich  den  gesamten  Bestand  der  seelischen  Daten  des  subjektiven und  ichhaften  Bewußtseins  in  der Konstruktion   elek­tronischer  Gehirne  aufzusaugen.  Das  genaue  Gegenteil  ist  der  Fall.  So  wie  die Informationstheorie  sich  aufs  schärfste  gegen  den  reinen  Objektbereich  und   gegen  dessen  Gesetzlichkeit abgrenzt,   so  zieht  sie  auf  der anderen  Seite  einen  ebenso  unerbittlichen   Trennungs­strich zwischen  sich und  dem völlig informationstranszendenten  Sub­jekt.  In  anderen Worten:  die  Kybernetik  macht  erstens  die  meta­physische  Annahme,  daß  es Objekte  gibt.  Alle  Technik  tut  das  qua Technik.  Zweitens  aber setzt  sie  die  metaphysische  Prämisse,  daß  Subjektivität  und Selbstbewußtsein  ebenfalls  als  „existente" Größen vorausgesetzt  werden  müssen, wenn  kybernetische Theorien  möglich  sein  sollen." (S. 20)

"Wir  haben  deshalb  nach  kybernetischer  Auffassung  mit  drei  protometaphysischen  Komponenten  unserer  phänomenalen   Wirklichkeit  
zu   rechnen.   Erstens   dem   gegenständlich   transzendenten   Objekt. Zweitens  der  Informationskomponente.  Und  drittens  dem  subjektiv  
introszendenten   Selbstbewußtsein!   Weiter   oben  haben  wir   unter Zitierung   Norbert   Wieners   bereits   darauf   hingewiesen,   daß   es  
grundsätzlich  unmöglich  ist, den kybernetischen   Informationsbegriff  auf  rein  materiell-energetische  Kategorien  zu  reduzieren.  Wir  wie­derholen  noch  einmal mit  Wiener:  Information  ist Information  und nicht  Materie  oder  Energie.  Jetzt  aber  müssen  wir  hinzufügen: es  ist  ebenso  unmöglich,  Information  und  den  sie tragenden  Kommu­nikationsprozeß  mit  ichhafter   Innerlichkeit,  also  Subjektivität   zu identifizieren.  Wir  können  also  den  eben  zitierten  Ausspruch   des  Verfassers  der Cybernetics umkehren  und  sagen:  Information  ist Information  und  nicht Geist  oder  Subjektivität.  " (S. 22)
(Günther, Bewusstsein der Maschine https://monoskop.org/images/f/f4/Gotthard_Guenther_Das_Bewusstsein_der_Maschinen_2te_Aufl.pdf )

Mögen diese Annahmen nun vielleicht der tiefere Grund sein, weshalb ich "Kultur" und "Ingenium" als Zustände auffasste und die individuellen Entscheidungen der Menschen - ob kulturelle Tat oder ingene Entscheidung - in ihrer historischen Konsequenz entweder näher zu "Kultur" oder "Ingenium" zugeteilt sah, das Tun aber selbst, was oben noch "Urwert" hieß, resp. "historische Wertsetzung", dass der formale Nachvollzug dieser Taten eine dritte metaphysische Wurzel haben muss: Information. Die irreversible historische Bewegung dieses abstrakten Begriffs - sich vorbeihangelnd und personifizierend in unterschiedlichen historischen Gestalten und ihren Vertretern -, nicht als Zustand fassbar - der markierte Zustand verweist bloß auf die Anwesenheit und die Kapazität. Wenn man so will: der Funktionsverlauf selbst muss noch nach dem Zitierten eine eigenen metaphysische Wurzel haben. Denn die Funktion ist lediglich Abbild historischer Tatsachen resp. Entscheidungen.

Ich belasse es vorerst hierbei, möchte aber noch Sie selbst zitieren. Die letzten Sätze aus KuI: "Sie hat den Rang des Daseins so nicht zu überschritten vermocht. Aber sie ist dieses Dasein selbst gewesen" ...

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Beitrag von Leser Mo Jan 09, 2017 7:08 pm

Nun scheint mir der kybernetische Informationsbegriff mit seinen Implikationen im Grunde dasselbe auszusagen, wie Ihr letzter Einwand im voherigen Post. Mit einem gewaltigen Unterschied: die Zeit in der kybernetischen Informationslehre ist absolut irreversibel, d.h. für die Geschichtsphilososphie aber nichts anderes, dass es prinzipiell möglich sein muss alles Vergangene exakt abzubilden. Das Verhältnis eines fortschreitenden Bewusstseins zu seiner eigenen einmal gewesenen Lebendigkeit (in Form vom historischer Überlieferung) ist ähnlich überlegen, wie die tätige, der Zeit nach vorwärts gerichtete Konstruktionsarbeit gewisser Bewusstseinsstrukturen (also die Überlegenheit des Konstrukteurs gegenüber seiner Schöpfung).

Deswegen finde ich den Gedanken Gotthard Günthers so überaus tief, wenn dieser vermeint, dass in jeder Schriftkultur im Grunde bereits die Idee einer Maschine steckt. Denn Schrift - mag sie noch so eigenwillig von Hochkultur zu Hochkultur sein - ist eine ganz bestimmte Form der physischen Festhaltung eines Informationsgehaltes. Das ist übrigens auch sehr Spenglerisch gedacht. Das Gerichtetsein Spenglers und der irreversible Informationsbegriff der Kybernetik haben sehr viel gemein.

"...  in  der  Schrift  und  der  Mechanik  ihrer  Buchstaben-  und  
Symbolkombinationen  ist  die  abstrakte  Grundkonzeption  der  
Maschine  bereits  angelegt,  und  insofern,  als  jede  Hochkultur  
Schriftkultur ist, haben sie alle eine hintergründige Beziehung
zum Maschinellen."
"... die Maschine ist ihr Schicksal." (In Maschine, Seele und Weltgeschichte; jenem Aufsatz, der sich speziell mit Spengler und der Kybernetik beschäftigt)

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Beitrag von ThWangenheim Mo Jan 09, 2017 7:36 pm

Da geben Sie ja ein schönes Beispiel für das nimmersatte faustische Streben über alle Grenzen hinaus. Und haben mich dazu noch - gemein, wie Sie nun einmal sind - in so bösartiger Weise zitiert, daß ich mich als Gegner faustischen Denkens entlaven muß. Sie Schelm!

Sie wollen also durchaus nicht die Welt erklären, sondern wissen, warum sie so ist. Das ist zunächst natürlich eine durchaus zulässige, ja philosophisch notwendige Frage. Allerdings ist zu prüfen, ob sie nicht bereits beantwortet ist.

Denn - und das ist der Grund, weshalb ich gern sage, daß es sich bei der Geschichtsphilosophie nicht um eine bloße Abteilung der Philosophie handelt, sondern um eine Metawissenschaft zur Philosophie und allen anderen Wissenschaften - es liegt bereits in der Frage, wie die Geschichte funktioniert (als Funktion aussieht) ein Regreß, eine metaphysische Komponente, eine Selbstreflexion begründet, als die man Ihre Forderung nach dem Subjekt auffassen mag.

Sehen Sie, wenn wir Moralphilosophie betreiben, so geht es da um Moral. Betreiben wir Sprachphilosophie, so geht es um Sprache. Betreiben wir Erkenntnistheorie, so geht es um Erkenntnis. Es handelt sich immer, wie bei einer Wissenschaft, etwa der Physik, um die Frage, wie ein Ausschnitt der Welt zu erklären ist, wie er funktioniert. Und in diesen Fällen würde ich Ihnen glatthin beipflichten: Stellt man die Frage, wie Moral aussehe, so erklärt die Antwort nicht, wie es zu ihr komme. Da handelt es sich um eine zusätzliche Frage, die mit der Beschreibung selbst nicht beantwortet ist. Besonders anschaulich an der Logik zu sehen: Man begreift die Logik, aber woher sie komme, ist völlig unklar. Daher gibt es Axiome. Wir müssen sie hinnehmen. Selbst eine historische Analyse der Logik wäre keine Antwort, da die Logik selbst aus den Tatsachen des Weltwerdens entsteht - etwa der Erfahrung, daß nicht zwei Körper zur gleichen Zeit am gleichen Ort sein können.

Nun scheint das Axiomproblem in der Geschichtsphilosophie ebenfalls zu existieren (und tut es auch): Das Ursymbol, die Altersstufen bei Breysig, die Zustände "Kultur" und "Ingenium" usw. Der große Unterschied jedoch ist, daß der Inhalt dessen, was erklärt wird, alles umfaßt, was der Mensch je getan hat. Es handelt sich also nicht bloß um eine Zustandsbeschreibung, sondern um die Beschreibung ihres eigenen Werdens. Nicht nur, was der Mensch erkannt hat, erklärt sie, sondern auch warum. Die Geschichtsphilosophie ist in jeder Antwort selbstreflexiv. Denn sie kennt ja kein außerhalb - von den Naturvorgängen abgesehen - von denen man vielleicht nicht absehen kann, die allerdings durch die Physik und Chemie, sowie die Biologie als vermittelnder Wissenschaft zum Menschen ihren relativ abgeschlossenen Teil ja bereits vollständig ausloten und das sicher zureichend tun. (Ganz nebenbei: die physikalische Welt basiert im Grunde ebenfalls auf Schwingungen, von der Strahlung an bis hin zu den quantenmechanischen Zuständen, die sich trigonomerischen Funktionen unterworfen sehen)

Also wie lautet Ihre konkrete Frage?
1. Wie die geschichtsphilosophische Theorie zustandekommt? Das erklärt die Geschichtsphilosophie bereits.
2. Wie es gerade dazu kommt, daß Geschichte so verläuft (die Richtigkeit der Theorie vorausgesetzt)? Das erklärt die Geschichtsphilosophie bis zum Punkte ihrer Axiome (Dualismus, organische Pflanzenhaftigkeit, Fortschritt).
3. Wie es zu diesen Axiomen komme? Das erklärt eigentlich niemand. Denn der einzige Ansprechpartner ist in dieser letzten Stufe der liebe Gott. Nichtsdestoweniger habe ich versucht - und das ist in der "Konstruktion" der Theroie freilich bereits angelegt - über das Prinzip des geringsten Aufwandes, also der minimalen Voraussetzungen, diese letzte Frage zummindest in den Grenzen, die uns Menschen gegeben sind, mit einer Antwort zu versehen (um nicht "antworten" selbst zu sagen, denn ob das angenommene Prinzip ein Naturgesetz ist, können wir wiederum nur vom lieben Gott erfahren, dürfen aber vielleicht von unserer physikalischen Erfahrung abstrahieren). Und das tue ich auf S.511 - im Grunde ist das ganze Schlußkapitel ursprünglich deshalb entstanden, um zu sagen, daß es, um gehaltvolle Aussagen zu treffen, mindestens zweier Begriffe bedarf, zweier Zustände. Zugleich aber, daß es, sofern wir die Reichhaltigkeit aus der Fraktalität erhalten, jeder zusätzliche Grundbegriff überblüssig ist.

Ein Begriff sagt nichts. Erst mit einem zweiten kann eine Differenzierung vorgenommen werden. Wenn ich also eine Theorie vorlege, die mit diesem Minimum an Zuständen auskommt, dann bin ich am Rande dessen, was möglich ist. Weiter reduzierbar kann es nicht sein.

Und Reduktion ist exakt diese Frage nach dem "Warum?" - man will den Urgrund wissen (der freilich Gott ist) und landet auf der letzten nachvollziehbaren, einer all den Reichtum dessen, nachdem man fragen kann, erschaffenden Erklärung. Das Minimum dafür ist eine Zweiheit, ein Dualismus. Das ist zunächst mal eine theoretische Tatsache. Ob die vorliegende Theorie aus zwei Begriffe tatsächlich fähig ist, die Welt entstehen zu lassen, mindestens die menschliche, das ist die große Frage der Philosophie.

Aber jeder weitere Schritt, von der Zweiheit hinab, muß Religion sein. Und selbst wenn Sie es Metaphysik nennen - Sie werden dazu aus prinzipiellen Gründen nichts sagen können. Denn wie will man eine Erklärung abgeben dafür, daß die Zweiheit aus einer Einheit entstanden sei? Zufall, göttlicher Wille, ja. Aber das sind keine Erklärungen. Es gibt keine einwertige Logik. Also kann dort nichts erklärt werden.

Ich glaube also, Sie fragen nach etwas, das aus prinzipiellen Gründen für den Menschen unbeantwortbar ist. Was sie fordern können, ist die exakte Ableitung der Tatsache, daß Oswald Spengler am 9.1.1917 der Rasierpinsel ins Waschbecken gefallen ist, aus der Tatsache, daß es Kultur und Ingenium gibt. Das ist die Frage nach der exakten Ausgestaltung der Fraktalität und Zweiheit in ihren feinsten Verästelungen.

Ich will nicht sagen, daß das unmöglich ist (insbesondere bei doch etwas sinnvolleren Fragestellungen), aber ich für meinen Teil passe.

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Beitrag von Leser Mo Jan 09, 2017 9:22 pm

Ich stimme Ihnen unbedingt zu. Ein Metaphysiker, der heute noch etwas erreiche möchte ebenfalls. Geschichtsphilosophie ist unbedingt Metaphilosophie. Das wissen wir allerdings schon seit Hegel, bei dem sich Moral, Religion, Recht etc. ebenfalls entwickelt und nicht aus dem ewigen Vernunftekanon ableitet. Die ganze PdG ist ein Loblied auf die Genesis und in schärfsten Tönen gegen Kant opponierend. Da jedoch auf die Idee der Coincidentia oppositorum noch verharrend - Günther zeugt eindrucksvoll, dass es jede regionale Hochkultur tut, denn die zweiwertige Logik hat ihre oberste Autorität im Glauben an eine transzendente Einwertigkeit (Gott, Jenseits, Nirvana etc), in der die Gegensätze zusammenfallen - ebenfalls eine bloße Pseudogenesis (also bei Hegel).

Im Grunde ist jede Geschichtsphilosophie, die nach ihm folgte ins gleiche Fettnäpfen getreten, da sie glaubte nun einen Beweis für die kommende Geschichtslosigkeit geliefert zu haben. Hegel tat es als Fallenleger, Marx kämpfte für eine gerechte Verteilung der Falle an Alle und Spengler wollte sich heroisch im Namen aller in sie werfen. Nietzsche träumte vielleicht von "Drüben" aber der Übermensch ist bloß wieder Ergebnis des gesprochenes Wortes des einwertigen Gottes:   »Was liegt an dir, Zarathustra! Sprich dein Wort und zerbrich!« – ... "Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort [...] Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns" - Beides drückt diese Ursituation aus. Die Einheit vor dem Zerfall in die Gegensätze.

Jetzt wird es aber wirklich böse. Denn Sie zwingen mich jetzt in das wirklich tiefgründige Feld der Negativsprache mit Ihnen zu steigen, vorausgesetzt Sie haben Interesse (denn so gemein bin ich nun doch wieder nicht). Denn in der Tat leistete Günther nichts anderes, als eine formale Beschreibung für das Zustandekommen bestimmer Axiome zu geben.

Genau genommen kann ich es nicht symbollogisch erklären. Dafür müsste man sich gemeinsam bestimmte Texte anschauen. Aber ich versuche zu beschreiben, was das Ziel ist. Wie gemeinsam festgestellt wurde, ist Günther als Geschichtsphilosoph auch Stufentheoretiker. Im Dreischritt Primitive Weltkultur - regionale Hochkultur - hohe Weltkultur. Jede dieser Stufen (über die dritte gibt es immer nur Andeutungen und Spekulationen anhand der kulturellen Entwicklungen Amerikas) kennzeichnet eine ganz bestimmte Bewusstseinsstruktur, die in dieser Form einen bestimmten Gehalt zweiwertig beschreibbaber Bewusstseinsinhalte produziert bzw. trägt. Wie man sich eine Struktur vorstellen muss, ist im Janusgesicht ganz rudimentär vorangelegt. Bis hierher ist eines aber völlig klar und anhand der Tatsache, dass jede Kultur die abendländische Technik annehmen und verstehen kann exemplfiziert, dass die menschliche Gattung einen gemeinsame strukturelle Minimalgemeinsamkeit hat - Physiologisch das Zentralnervensystem und mikrogeschichtlich die Fähigkeit das neuronale Netz den Anforderungen gemäß auszubilden und zu speichern. Diese Bildung ist natürlich eine spezifisch geschichtliche Tat (Die Nostalgie des letzten seines Standes!).

In Verbindung mit der PDF Janusgesicht und der geschichtlichen Stufentheorie bedeutet das: es gibt ein n-wertiges logisches Ortwertssystem, welches den ganzen Reflexionsbereich abbildet und von diesem ausgehend ist das n+1te System das einer planetarischen Hochkultur.
So ein Ortwertssystem ist also durch die Anzahl ihrer Werte kombinatorisch determiniert. Die Anzahl der möglichen Kombinationen ist gleichzusetzen mit dem kybernetischen Informationsgehalt eines Systems.

"einen vierten Wert einführt, so gewinnen wir  einen  Kreis,  auf  dessen  Peripherie  schon  24  logische  Orte  markiert  werden  können.  Mit  dem  nächstfolgenden  Selbstbezug  der  Negation  wächst  die  Zahl  der Kreisstationen  bereits  auf  120;  dann  auf  720;  weiterhin  auf  5040  usw.  Schließlich  dürfte  es  interessant  sein  zu  vermerken,  dass,  wenn  wir  eine  66-wertige  Logik  einführten,  die  den  strukturellen  Minimalbedingungen  einer  Theorie  des  objektiven Geistes  genügen  könnte, wir  mit  einem  Kreis  zu  rechnen  haben,  auf  dem  die  Zahl  der    Negationsschritte,    die    um    die    ganze    Peripherie    herumführen,    zu    der  Größenordnung 66! gehört" (S. 9)

Für den Nicht-Hegelianer heißt das: Theorie eines lebenden Systems, welches also Selbstbezug aufweist durch Informationaustausch bzw. Kommunikation. Die Ergebnisse dieser Kommunikation - also Bewusstseinsinhalte - sind natürlich positiv und zweiwertig! Der Prozess selbst aber kann, so die kybernetische Auffassung, nicht posivitistisch beschrieben werden. Das hat mehrere Gründe und erklärt auch, wieso der echte Informationsprozess heterarchisch funktioniert und daher nicht als Prozess selbst auf einer Turingmaschine nachvollzogen werden kann. Sind die historischen Ereignisse erst einmal Tatsachen geworden, haben also Gehalt angenommen, so lassen sie sich selbstverständlich sequenziell abbilden. Man mag sie dann also kausal anreihen. Das meinte ich mit "die Funktion ist lediglich Abbild historischer Tatsachen resp. Entscheidungen".
Der Prozess selbst ist jedoch durch Günther aufgestoßen worden. Kommen Sie mit mir mit auf diese Reise! Der Ingenieur in Ihnen wird es zu würdigen wissen. Sie werden es sich nicht verzeihen hier nicht hineingeschaut zu haben ; ) http://www.vordenker.de/vgo/vgo_mehrzeitigkeit.pdf
Der Autor ist nicht Günther

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Beitrag von Leser Mo Jan 09, 2017 9:42 pm

Daher entwickelt Günther die sogenannte Polykontexturaltheorie. In ihr bildem bestimmte Besetzungen von Leerstellen ("Kenogramme") also bloße Strukturstellen, die eine mögliche Besetzung anzeigen aber keinen Wert tragen, Kontexturen - diese Kontexturen sind dann bereits echte positive Inhalte. D.h. mit einer Kontextur, die sich in ihre Kenogramme zerlegen lässt, kann Günther jeden Satz der klassischen Logik thematisieren.

Und deshalb an den Geschichtsphilosophen appellierend: Hat er nicht die Pflicht auch die genetische Geschichte der modernen Naturwissenschaft und damit der zweiwertigen Logik mindestens zur Kenntnis zu nehmen? Ist es nicht allzu voreilig, aus der überlieferten Zweiwertigkeit der Positivsprache, unseres ganzes gegenwärtigen Weltbildes also, eine Folgerung zu ziehen, die sogar noch eine Coincidentia oppositorum mindestens mitsetzt?

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Beitrag von ThWangenheim Mo Jan 09, 2017 10:40 pm

Oh, wenn wir das seit Hegel wüßten! Was glauben Sie welche Streitgespräche mit allen Sorten von Hegelianern ich hinter mir habe, die Geschichtsphilosophie für Philosophiegeschichte hielten.

Aber zum Thema: Ich gebe Ihnen etwas Freiraum und Sie springen hinein, als wollten Sie nicht bemerken, daß es sich um eine Falle handelt und Sie den unbewußten Spengler machen.

Sehen Sie, "eine formale Beschreibung für das Zustandekommen bestimmer Axiome zu geben", ist eine contradictio in adjecto. Ich dachte, das wäre deutlich geworden. Entweder sind es Axiome oder man kann ihr Zustandekommen beschreiben. Beides ist schlicht unmöglich, eine falsche Aussage.  Da hilft Ihnen auch eine 99-wertige Logik nichts. Auch deren Axiome sind nicht hinterfragbar. Das ist die Definition des Begriffs Axiom.

Ich werde mir zwar den Text ansehen, aber Ihr Vorgehen ist nicht redlich. Sie können nicht die Probleme, die sich in einem Text auftun mit einem anderen Text beantworten. Das ist nicht nur schlechter Stil, sondern zeugt vor allem davon, was ich von der ganzen Angelegenheit fühle. Daß es sich nämlich um eitles Gerede um Lösungen handelt, die niemand liefern kann. Sozusagen ein Ins-Dellirium-Schreiben mit philosophischen Begriffen. Philosophie muß aber logisch nachvollziehbar sein und darf keine logischen Fehler enthalten. Welche Logik Sie heranziehen, ist Ihre Sache, aber Sie müssen ihre Gesetze klar angeben. Sie oder Günther konnten bisher keinen einzigen Punkt nennen, der nun konkret gewonnen ist oder wenigstens gewonnen werden könnte - Axiome jedenfalls werden sie nicht erklären können. Ich nehme nämlich an, daß Gott mit mir nicht im Internet kommunizieren würde. Da gibt's bestimmt beeindruckendere Wege für ihn. Solang Sie meine logischen Einwände nicht aus der Welt schaffen können, die ich mit jeder Antwort neu gebe, kommen wir keinen Schritt voran. Und irgendwann verliert sich alle Lust daran. Außer man beabsichtigt lieber zu dichten, statt zu philosophieren.

Was Sie und offenbar Günther tun, das ist nicht nachvollziehbar. Ich bin kein Freund Poppers, aber jeder, der einen Gedanken äußert, muß angeben, wie er zu widerlegen wäre. Und wenigstens, wenn er das nicht tut, muß er auf Widerlegungsversuche in der Sache antworten können. Sagt er: Nein, kommen sie noch ein Stück, das löst sich später auf, und dann gibt es ja noch jenen Formalismus und diesen, obwohl der erste noch nicht einmal widerspruchsfrei Sinn macht, dann ist das Scharlatanerie. Man kann sagen: Daß diese oder jene Definition nötig ist, das sehen wir erst später. Solche Fälle gibt es allerorten. Aber nicht: Dieser Widerspruch löst sich irgendwann auf. Wenn ein Gedankengang bereits in seinen Anfängen grobe logische Fehler beinhaltet, dann brauche ich keinen Schritt fortgehen. Denn aus Fehlern läßt sich alles Beliebige schließen. Ich möchte aber nicht etwas Beliebiges schließen, sondern etwas, das nachvollziehbar Sinn macht.

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Beitrag von Leser Di Jan 10, 2017 1:44 am

Ich verstehe Ihren Einwand. So gesehen ist aber auch der kybernetische Informationsbegriff eine contradictio in adjecto. In der Tat ist er kontradiktorisch, denn man kann ihn nicht dem Subjekt noch dem Objekt zuschreiben. Information ist Information hieß es doch. Das legt nahe, dass man mit einer zweiwertigen Logik den Begriff nicht fassen kann. Nun habe ich mich allerdings bemüht mit unserer deutschen Sprache (sie sagen richtig: ein Begriff bildet sich durch die eindeutige Abgrenzung zu einem Gegenbegriff) bloß hin-weisend, gleich einem Wittegensteinschen Zeigens notdürftig zu bedienen. Schon das Wiener-Zitat ist eine contradictio in adjecto, wenn man es herunterbrechen möchte auf eine klassische Sprachgrammatik. Ein Bild hält mich gefangen.

Sie schreiben:

"Nun scheint das Axiomproblem in der Geschichtsphilosophie ebenfalls zu existieren (und tut es auch): Das Ursymbol, die Altersstufen bei Breysig, die Zustände "Kultur" und "Ingenium" usw. Der große Unterschied jedoch ist, daß der Inhalt dessen, was erklärt wird, alles umfaßt, was der Mensch je getan hat. Es handelt sich also nicht bloß um eine Zustandsbeschreibung, sondern um die Beschreibung ihres eigenen Werdens"

Mein prinzipieller Einwand war zuvor und danach, dass (sie betonten selbst, dass Sie eben bei den Halbstilen aufhörten, da es sonst endlich aber unnötig kompliziert werden würde) der Prozess selbst nicht dadurch begriffen werden könnte, da die Ereignisse aneinandergereiht (was sie in der historischen Betrachtung selbstverständlich sind) nicht den Prozess selbst berühren.

Der Streit ist ein prinzipieller und er beginnt mit dem Begriff der Zeit. Dass ich diese Trivialität nicht voher sah ist tatsächlich ein peinliches Eingeständnis an meine Redlichkeit. Ich habe nicht vermocht zu begreifen, wie tiefschürfend schon die Anfangssätze aus Ihrer Einleitung in KuI sind. Obwohl es gerade die dichterichsten Augenblicke waren, wo Ihre Lyrik meine Fantasie aus diesem Gefängnis zu heben vermochte. Auch das ist "Information".

Hören wir doch eine Stelle aus KuI:
"Denn ingene Fragen werden durch Entscheidungen gelöst, nicht durch Logik. Man begreife auch hier, wie in der Infinitesimalrechnung, wie in der kopernikanischen Weltlehre: Logisch beweisbar sind all diese "Fortschritte" nicht. Sie repräsentieren schlicht die je andere Blickrichtung, streben zur Subjektivität, zur Wahrheit des Ich, oder zur totalen Objektivität der "Allgemeingültigkeit"." (S. 259)

Sie "repräsentieren ...." Genau das ist es. Sie repräsentieren. Sie heben ein Ergebnis, einen Inhalt in die Präsenz. Vom Prozess ist nichts weiter zu sagen. Überall in KuI, wo eine Aussage über das eigentliche Werden im Sinne eines ingenen Prozesses not täte, sie wissen, dass das auf dem axiomatischen Boden nicht möglich ist, verwenden Sie ebenso nur Begriffe, die einen Abschluss designieren. Hier ist etwas entschieden worden und als Historiker können wir zumindest die Ergebnisse festhalten. Wie es zu dieser Repräsentation kam, das ist dunkel, das wüsste höchstens ein einwertiges Wesen, Gott. Aber mit dem Gegenbegriff - Kultur - rücken Sie wiederum diese dunkel wirkenden Entscheidungen erneut ins Licht des Verstehens. Denn es liegt in den Axiomen selbst, dass eine totale Einkreisung einer ingenen Entscheidung diese wieder logisch begründbar macht. Wo Ihnen schlicht das historische Material fehlt, mit dem sich die kausale Reihe schließen ließe, wecken Sie allerdings den Eindruck, es möge hier etwas logisch nicht aufgehen. Dann ist aber das Genie bloß eine Rechenmaschine, die den "Willen" bezeugte sich auf ein Problem hemmungslos hinzugeben. Das hat sogar etwas puritanisches. Beim heiligen Algorithmus! Er wollte es so!

Nun habe ich allen Ernstes doch angenommen, jeder Formalismus verweist auf eine prinzipielle machinale Konstruktion! Beweist nicht die Formalisierung der Hegelschen doppelten Negation, dass dort die Konstruktion einer Maschine sich ankündigt, die dem Format der klassischen zweiwertigen Logik zuwiderläuft? Nach Auffassung der vorgestellten Verfasser ist dies der Ort von "Selbstbewusstsein" und der prinzipiellen Fähigkeit nicht-determiniert "Neues" zu schaffen. Das schließt den "Irrtum" mit ein und nach Meinung der Verfasser ist die Fähigkeit einen Irrtum zu "errechnen", d.h. aus dem Vorprogramm austreten dasjenige, was Intelligenz genannt werden dürfte. Auf S. 31 scheinen die Verfasser derweil auch die Meinung Turings selbst wiederzugeben (siehe auch Fußnote 59)

Wieso ich auf Texte zurückgreife: weil sie etwas abhandeln, was ich a) noch kaum so durchdringe und b) alle Versuche den formalen Gehalt mit der geregelten deutschen Sprache zu beschreiben zu Missverständnissen führt und doch c) Grundlagen schaffen möchte, um über geschichtsphilosophische und nicht zwingend Themen der K.I.-Forschung zu sprechen. Und doch fängt Geschichtsphilososphie, wie jede Philosophie, mit einer ontologischen Grundbestimmung an. Im Falle von KuI ist es eine klassisch-ontologische mit zwei metaphysischen Orten, über die auf dem Boden der klassischen Ontologie nicht vernünftig gesprochen werden kann. Aber das Konzept generell besprochen werden muss. Denn die Folgerungen aus KuI, wie Rückwärtslauf, geschichtsloser Zustand, Verfall, Ende, Rücklauf zu primitiveren Lebensstilen aus Freiheit sind Folgerungen, die abseits von ideologischen Anschauungen rational diskutiert werden müssen. Auf dem Boden der zweiwertigen Ontologie ist das allerdings sinnlos. Überhaupt ist Kritik abseits von weltanschaulichen Fragen sinnlos und das haben Sie auf sich selbst angewandt im Schlusskapitel demonstriert.

Zumindest was die technische Umsetzung der kybernetischen Idee von Selbstrefentialität angeht, schreibt der Autor auf S. 34
"Dazu ist  es  auch  nicht  notwendig  auf  die  Entwicklung neuer Hardware im Sinne der Nanotechnologie oder der Biocomputer zu warten ... die Miniaturisierung ist eben gerade nicht das primäre Problem. " Das dominierende Paradigma ist also das Problem. Innerhalb des klassischen Paradigmas stimmt natürlich die Folgerung aus KuI, dass einzig die Massenproduktion/ Ausweitung bestimmter Verfahren den erfinderisch-innovativen Niedergang der Technik schrittweise begleiten wird. Dass es aber schon Ideen eines transklassischen Paradigmas gibt und die Ausreifung trotz ausbleibender Subventionen ein beträchtliches Erbe zusammengetragen hat, lässt optimistisch in die Zukunft blicken. Wonach auch gilt: die Vergangenheit ist nicht zwingend notwendig symmetrischer Spiegel der Zukunft. Ist es überhaupt nicht. Und die Zeit? Sie ist - kybernetisch gesprochen - das real wirkende Fluidum, aus welchem heraus sich inhaltlich unsre Wahrheiten erst erschaffen. Auch die Erfindung der Zeit des Geistes erst ist ein Produkt der erfinderischen Zeit selbst.

(Sie entschuldigen, aber ich konnte mir den letzten Satz nicht verkneifen)

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Beitrag von ThWangenheim Di Jan 10, 2017 11:17 am

"Information ist Information" ist eine Tautologie, aber nicht falsch.

Wenn sie mit einer Mehrwert-Logik das Problem der ingenen Freiheit lösen wollen, dann können Sie das formal tun. Aber wenn Sie dieser Tatsache also einen neuen formalen Wert zuordnen, der nicht wahr noch falsch ist, oder logisch 2-wertig falsch ist, aber von der neuen Entscheidungsgewalt als wahr angesehen wird - wo ist da der Unterschied zum verbalen Belegen des Problems mit dem Begriff der Freiheit, des Willens o.ä.?

Und Sie dürfen den Begriff der Subjektivität nicht als Ausrede verstehen. Denn diese Freiheit ist ja durchaus eine bestimmte, d.h. mit einem Ziel versehen, etwa der Allumfassung, des Unendlichkeitsstrebens und andererseits der Subjektivität. Aber ich ahne jetzt, was daran eine Mißverständnis sein könnte. Wenn ich von Subjektivität spreche, dann meine ich damit nicht etwa irgend eine aus der Luft gegriffene Entscheidung für etwas Abstruses, das gerade irgend einem kranken Hirn entsprungen ist, sondern ganz konkret einen Rückzug des Blickwinkels z.B. auf die Subjektivität des Blickes von der Erde aus. Das ptolemäische Weltbild nenne ich subjektiv, weil es nur die Wirkungen behandelt, die sich ihm vom eigenen Standpunkt aus zeigen, ohne den Willen, eine objektive Sichtweise einzunehmen, daß gewisse Berechnungen durch die Objektivität, es von der Sonne aus zu sehen (was für Sonnenbewohner eine Subjektivität darstellen würde), simplifiziert werden. Ganz ähnlich verhält es sich mit dem objektiven Äther und dem subjektiven Inertialsystem, in welchem plötzlich die Zeit für jeden Einzelnen anders verläuft, je nachdem, wie er sich bewegt, während zuvor objektiv die Zeit für jeden galt. Subjektiv heißt also nciht irgendetwas nebulöses, das logisch unerklärlich ist. Das Intertialsystem ist sehr wohl definiert. Daß man es verwendet, ist ein subjektiver Schritt, und zwar im Sinne des Wechsels des Bezugssystems von der Allgemeinheit zum Ich. Der Schritt ist nicht unlogischer als der, vom subjektiven Intertialsystem zurück zum Äther zu gehen - denn auch Kultur und Ingenium verbinden sich ja in der nächsten Stufe durch ein Ingenium (indem sie beide Kultur werden).

Nun können Sie mit einigem Recht sagen: Das ist mir weitaus zu ungenau! Wo und in welcher Weise geht denn der Blick auf's Allgemeine und wo ins Subjektive oder Perspektivische? Wie sieht diese ingene Spreizung denn ganz konkret aus, welchen Gesetzen folgt sie? Das kann ich Ihnen nicht beantworten. Aber mit einer Formalisierung beantworten Sie es bestimmt nicht. Denn offenbar (sofern das Konzept richtig ist) fehlen genügend Tatsachenbeobachtungen, um ein gehaltvolles Gesetz abzuleiten. Sie müßten also eine schweißtreibende Studie zu solchen Prozessen in der Weltgeschichte betreiben. Also eine in depth tour eines Spezialproblems von KuI, für das ich bloß einige Beispiele gegeben habe, die es zumindest passend erscheinen ließ, so zu reden, wie ich es tue.

Sie scheinen mir von der (spät gern auftauchenden) Überzeugung geleitet, wenn Sie eine Formalisierung eines Gedankenkonstrukts schaffen, dann leite diese Formalisierung über die Ränder dessen hinaus, was Sie formalisiert haben. Aber wenn Sie die Information nicht hineinstecken, kommt sie auch nicht heraus. Vielleicht haben Sie "Glück", so wie mancher nicht nach Brechungsgesetzen des Lichtes suchte, sie aber dummerweise fand. Aber ein Vorgehen mit Sinn ist das nicht.

Ich habe gar nichts dagegen, diese Bestimmungen zu formalisieren. Aber Formalisierung selbst bringt uns nicht weiter. Formalisierung ist ein Prozeß des Abschlusses, nachdem man etwas verstanden hat. Weitergebracht hat der Formalismus noch nie irgend jemanden. Daß die Hegelsche Logik mit einem zweiwertigen logischen System nicht auskommt, ergibt sich ja bereits dadurch, daß Fichte'sch aus einer Thesis und einer Antithesis, also einem Widerspruch, eine Synthesis entstehen soll. Deswegen nennen wir es ja nicht etwa einfach Logik, sondern Hegelsche Logik. Das hat mit der klassischen Logik nichts zu tun. Außerdem ist die Synthesis ja kein Schluß im alten Sinne. Es handelt sich eben um ein Drittes, und zwar gehaltvolles Drittes, weshalb es sich um eine dreiwertige Logik handelt.

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Beitrag von Leser Di Jan 10, 2017 11:44 am

"Information ist Information" ist für sich vielleicht eine tautologische Aussage. Der Satz kommt aber aus dem Kontext "weder Materie noch Energie und weder Geist noch Subjektivität". Das theoretische Problem des kybernetischen Informationsbegriffes ist ein prinzipielles. Es wird nämlich behauptet, dass es eine dritte ebenbürdige Wirklichkeitskomponente gäbe (eine dritte ontologische Wurzel des Seins würde der Philosoph sagen) die einen echte logischen Ort designiert. Information tritt demnach nicht als Oberbegriff für zwei verschiedene Zustände desselben auf - wie im Welle-Teilchen-Dualismus -, sondern im Problembereich der kybernetischen Theorie lebendiger Systeme als nicht-determinierte Kommunikation. D.h. die Eigenschaft der Materie bzw. Energie auf Schaffung "neuer Situationen".

Nun geschichtsphilosophisch bedeutet es aber: Geschichte ist nicht vorherbestimmbar. Sondern ständiger Raum der unwahrscheinlichsten Ereignisse. So wie vermutlich die ganze Natur selbst, sofern, wie der Kybernetiker sagt, gilt,  dass Information schon immer (!) existente eigene Realitiätskomponente ist.

Auf den Punkt gebracht: Die eigentliche Systhemtheorie beschäfitge sich ursprünglich mit der formalen Beschreibung standpunktabhängiger Systeme durch die Informationszirkulierung. Von Goldammer wird in seinem Text auch nicht müde das deutlich zu machen. Mir selbst wurde es erst bei genauem Studium des ganzen Materials klar. D.h. jedes mal, wenn wir uns über Kybernetik unterhalten haben, dachten Sie an bloße Regelungstechnik und ich an Regelungstechnik mit metaphysischen Hintergrundgedanken, die nicht wirklich deutlich machen konnten, was jetzt aber deutlich vor uns liegt. Standpunktabhängigkeit. In meinem gerade verfassten Beitrag zu Spengler habe ich diesen Punkt an der Geschichte des Menschen ein bisschen deutlicher gezeichnet. Spengler selbst ist nämlich bereits fast ein standpunktabhängiger Systemtheoretiker. Also an dem Standartmodell Hegels "Herr- und Knechtschaft" orientieren sich bisweilen die Gedankenkreise in MuT. Führerarbeit und ausführende Arbeit ist im Grunde eine Überführung des Hegelschen Modells mit anderen Begriffen.

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Beitrag von Leser Di Jan 10, 2017 5:53 pm

Falls es so scheinen mag, als würde ich Ihre Antworten nicht aufmerksam verfolgen, so soll dieser Eindruck verneint werden. Selbstverständlich ist KuI ein wohlgegliedertes einheitliches System zur Betrachtung der behandelten Weltgeschichte. Die periodische Überlagerung und die Abwechslung der Halbstile, für die es Gründe genug gab sie gerade so einzuteilen sind in sich stringent und die Zusammentragung all dieser Beobachtungen in ein iterierendes Geflecht außerordentlich überwältigend. Ich kann an einer belieben Stelle aufschlagen und lese etwas unfassbar reichhaltiges und gründliches. Daran ist gar kein Zweifel.

Allerdings kennzeichnet der Abriss Ägypten-Antike-Abendland einen ganz speziellen Ausschnitt der überlieferten Geschichte. Den, wie ich schon mehrfach einwendete und sie mehrfach gekonnt abwendeten, den der regionalen Hochkulturen. Das impliziert eine ganz bestimmte religiöse Abtrennung von Diesseits und Jenseits, wie sie jeder dieser Kulturen gemeinsam war. Mag auch der kultische Gott und der ingene verschiedene Merkmale aufweisen. Der Definition nach lassen sich mit dem Begriffen "Kultur" und "Ingenium" also alle regionalen Hochkulturen fassen, die diese metaphysische Unterscheidung getroffen haben. Also das Subjekt gewissermaßen entweder als Universalie des kultischen Staates fasst, was eine säkularisierte Vorstellung des Subjekts und ein transzendentes Universalsubjekt vor dem Schöpfer.

Ist das akzeptiert, wird auch deutlich, weshalb in KuI nicht explizit auf die nahtlosen Übergange der einen auf die andere Kultur und den Mitgebschaften eingegangen werden muss. Überwältigt wurde der Stoff immer im gleichen Schema, invers in Kultur zu Ingenium. Kybernetisch betrachtet also ein geschlossenes System, denn der prinzielle Informationsgehalt ist in allen kulturellen Tatsachen zweiwertig interpretierbar. Diese Spannung bestimmt alle Erzeugnisse dieser Hochkulturen. Nach meinen Ausführungen zu Spengler verlaufen alle diese Bahnen auf einer ganz bestimmten Seelenmächtigkeit/Mutation. Nach Günther ist das die Seelenmächtigkeit des total negierten Subjekts gegenüber dem toten Objektbereich, der daher positiv bestimmt ist. Wenn ein Subjekt eine Aussage über ein Objekt trifft, nimmt es den Standpunkt außerhalb des Systems ein. Das Ausharren des Römers kann mit Rasse-Haben beschrieben werden und die säkularisierte Form dieser Beschreibung heißt: Glaube an das vorherbestimmte Schicksal. Das ist allen Subjekten dieser Hochkulturen gemeinsam. Dass sie also alle relativ abergläubisch zu der eigenen Subjektivität stehen. Nun scheint die Kybernetik diesen Aberglauben zu bannen. Anders gewendet bedeuter das aber nichts anderes, als der Eintritt ein das wirkliche Zeitalter der Säkularisierung, d.h. durch nicht-determinierte Maschinentechnik in einen Objektbereich reflektieren (also diese bewusstseinsleistende Maschine) und dabei in ihn abgeben, was man traditionell in allen Hochkulturen als typisch subjektiv empfand.

Heruntergebrochen auf Spengler: Die Differenz von Führerarbeit und ausführende Arbeit soll mit dieser prinzipiell anders operierenden Technik, durch dialektische Logik, exakt gefasst werden. Nach innen her ist der Führer im Menschen, wie in jedem lebenden System, unendlich introszendent. Der reine Führer ist ein Grenzwert und diese neue Technik soll ihn ergründen.

Die Folgerungen aus dieser ungeheuerlichen Möglichkeit sind aber wirklich gewaltig! Was bedeutet das religiös gewendet? Wohin bewegt sich der Mensch mit dieser Technik hin? Hat Spengler vielleicht recht und der Traum von der eigenen kleinen Welt ist das geheime Ziel dieses Geist-Information-Materie-Gebildes Mensch? Die Säkularisierung des transzendenten Gottes in eine fraktale Ebene unter dem Menschen, aus der heraus der Mensch selbst als einwertiges Prinzip erschiene. Dass das Wort idealer Weise unmittelbar Fleisch, Materie werde (als Grenzwert gesetzt)? Das ist wirklich furchtbar und wunderschön. Aber das ist nicht das Ziel des Menschen allein, sondern wohlmöglich jeder Materie, dass sie sich selbst in ihren prinzipiell geschaffenen Freiheitsgraden gegenüber der eigenen Umgebung, eine eigene kleine Welt der eigenen Schöpfung schafft.

Für den Menschen bedeutet das aber ein kulturelles Verhalten, dass sich nicht mehr mit einer Zweiwertigkeit von "Kultur" und "Ingenium" beschreiben ließe. Das sind natürlich alles wilde Spekulationen. Allerdings ist es ungeheuerlich, dass der Mensch bereits die Grenzen des Universums geradezu ausmessen kann. Ich denke nicht, dass er damit zu Grunde geht. Vielmehr könnte das der Anfang etwas völlig anderen sein.

Ein kleines Beispiel dieses kulturellen Verhaltens: angenommen das Weltganze verhalte sich rekursiv. Ohne Anfang und Ende, Nietzsches Aph. 1067 aus WW II, d.h. angenommen er glaube metaphysisch daran, was hieße das für sein kulturelles Verständnis? Was geschiet mit dem Selbstverständnis eines Menschen, der eigene rekursive Vorgänge teilweise einer Maschine verleiht? Schafft er nicht zu dieser Maschine ein einwertiges Verhältnis von Wort zu "Fleisch", Befehl zu Verrichtung? Und damit das göttlich-unbekümmerte Verhältnis des Weltalls als eigene Naturgewalt gegenüber eine selbstgeschaffene Kreation in eine niedere Dimension spiegelt? Strebt alles zur Macht des Monologs?

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Beitrag von ThWangenheim Di Jan 10, 2017 9:01 pm

Das wundert mich allerdings nun schon. Sie meinen, weil ich nur den Dreischritt Ägypten, Antike, Abendland hergenommen habe, hätte ich nur einen Ausschnitt betrachtet? Welche Kultur(en) war(en) denn in einem substantiellen Sinne reichhaltiger als diese drei? Glauben Sie, diese Theorie könne auf China keine Anwendung finden? Und was hat das mit dem Gottesbegriff zu tun? Die Religion ist eine von mindestens einem Dutzend Feldern menschlichen Tuns, auf das eine Geschichtsphilosophie Anwendung findet (so auch KuI). Nehmen wir an, die Religion dieser drei Kulturen fülle nicht alles aus? Ihre Malerei auch nicht? Ihre Musik auch nicht? Aber es ist doch dasselbe Prinzip - wenn Sie meinen, das KuI darauf ganz gut passe.

Und ich glaube mit Ihren Ausführungen zum maschinenoptimierten Menschen (habe ich das recht verstanden?) sind wir am Knackpunkt angelangt: Es gibt keinen maschinenoptimierten Menschen. Das ist nämlich eine ganz sonderbare Vorstellung... und zwar die, daß sich der Mensch mit all seinen Fehlern und Leistungsdefiziten kognitiver Art durch die Exaktheit und Rechenkapazität der logisch arbeitenden Maschine perfektionieren lasse. Nein, eben nicht. Und das wissen wir längst. Sobald wir eine KI programmieren, gehen wir von der zweiwertigen Logik fort, d.h. es gibt Unsicherheiten. Sobald die Maschine wirklich wenigstens ein Quäntchen intelligent wird - und wir wissen was für eine lachhafte Form von "Intelligenz" das ist -, wird sie auch ungenau. Die effektivste Verbindung aus menschlicher Analogik (Genie) und maschinenhafter Genauigkeit und Schnelle ist der Mensch, der eine Maschine bedient. Wie direkt das geschehen kann, ist eine andere Frage.

Aber wenn wir eine Maschine mit KI-Fähigkeiten programmieren, dann Programmieren wir die unsichere Maschine. Die wird genauso dämlich nachfragen, ob das jetzt richtig sei oder nicht, wie jeder Mensch. Von mir aus mag sie schneller sein - obwohl ich das bezweifle, denn für die Evolution ist nicht irgendein dämlicher alter Mann auf Wolke sieben zuständig, sondern die Perfektion der Physik hat dieses Wahnsinnsding namens Hirn konstruiert. Da soll man erstmal hinkommen. Und selbst wenn man schneller wäre. Dann könnten wir "Zeit gewinnen", ja - qualitativ wäre da gar nichts passiert.

Was Nietzsche da macht ist nichts anderes als KuI, aber einwertig, wie ich auch schon auf S.58 sage. Und das heißt, er macht hier einen logischen Fehler. Denn wenn diese Welt einerseits nichts verlieren darf und nichts gewinnt, dann kann sie nicht immer sich selbst zerstören und selbst erschaffen. Das ist doch genau das Problem Goethes gewesen, das er - so weit ich weiß - nicht einmal erkannt hat: Hier muß es gegenchangierend mindestens zwei Größen geben, damit das Ganze einerseits konstant bleiben kann (Energieerhaltung) und andererseits Bewegung (also überhaupt etwas) vor sich geht.

Es bleibt dabei, ich verstehe Sie nicht. Was exakt führt dazu, daß wir mit Zweiwertigkeit der weltbeschreibenden Theorie nach Ihrer Auffassung nicht auskommen?

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Beitrag von Leser Di Jan 10, 2017 10:50 pm

Nein, KuI ist in diesem Sinne völlig tadellos, wie ich nur immer wieder sagen kann. Meine Darlegung war eher eine bewusstseinsphänomenologische. Alle diese Hochkulturen gehören ein und derselben "Mutation" an und sind deshalb mit der fraktalen Überlagerung dieser Grundbegriffe überhaupt erst zugänglich. Dass es funktioniert, beweist etwas für die Gemeinsamkeit aller dieser Hochkulturen. Ihre kulturelle "Kognition" ist zweiwertig und alle Erzeugnisse dieser Hochkulturen ist zweiwertig, d.h. aber, dass diese Bewusstseinsstufe notwendig alle diese Dichotomien aufweist, weil sie sich selbst innerhalb dieser Dichotomien (die Gegensatz-Tafel von "Kultur" und "Ingenium") konstituiert. Eien Stufe darunter beispielsweise, bei einem Naturvolk, der keine strenge Unterscheidung zwischen Subjekt und Objekt in irgendeinem Sinne vorweisen kann, funktioniert vermutlich  KuI nicht mehr. Folglich haben alle Hochkulturen gemeinsam, dass sie in ihrem gesamten Selbstverständnis eine rigorose Zweiteilung überhaupt erst entwickeln müssen, um als Hichkultur zu gelten. Und der abstrakteste Bezug aller Hochkulturen ist der metaphysisch-religiöse als Produkt dieser Mutation. Genauer ist es eine strenge Unterscheidung zwischen diesseitgem System und der tranzendenten Umgebung. Also die strenge religiöse Trennung zwischen Diesseits und Jenseits. Diesseitig war eh und je in jeder dieser Kulturen genau der Ort, wo menschliches Wirken nicht mehr greift. Den kartographischen Überlieferungen zufolge hatten sie alle, bis auf die faustischste und diese erst spät, eine sehr begrenzte Vorstellung von den Grenzen des Diesseits. Wohin das Auge oder die Wanderschaft nicht mehr führte, da war schon das Reich der Götter und der Transzendenz.

Die römische Expansion ist besonders interessant in diesem Zusammenhang: es wäre vielleicht einer gesonderten Betrachtung wert, ob die Bewegungsrichtungen der Römer sich an gewissen Informationsströmen nachbauen ließe. Ein Anhaltspunkt aus deren kultischer Religiösität wäre folgender: dort, wo sie von fremden mächtigen Göttern hörten, mussten sie gezwungenermaßen um deren Gunst wetteifern. Das bedeutet dann Krieg für den Römer und höchste Herausforderung des prädestinierten Schicksals.

Zu Ihren Ausführungen zur K.I. habe ich allerdings Nachfragen. Was verstehen Sie unter einer nicht exakten Maschine? Im Beitrag von Golddammer wird eine wichtige Unterscheiung gemacht. Eine autonome Maschine ist keine Maschine, die mit Wahrscheinlichkeiten operiert. Das ist im Jargon des Informatikers sicherlich nicht nachvollziehbar, der an eine nach Wahrscheinlichkeiten operierende Maschine ist. Ich bezweifle, dass wir von der selben Vorstellung von K.I. ausgehen. Ich bin aber davon überzeugt, dass der hinterlegte Beitrag einen guten gemeinsamen Ausgangspunkt bildet. Vorsichtshalber hinterlege ich ihn noch einmal.
Eine transklassische Maschine operiert nicht mit Wahrscheinlichkeiten, sondern mit freien Entschlüssen, die nur mit der Polykontexturaltheorie überhaupt beschrieben werden kann.

Es ist jedoch unmöglich darüber zu reden, ohne die Befunde der Polykontextural-Logik wahrzunehmen. Es macht schlicht keinen Sinn auf zweiwertigem Boden. Und das meine ich nicht bloß als Geplapper, sondern prinzipiell und tatsächlich. Denn innerhalb des Kalküls ist die gesamte klassische Logik ein Spezialfall. Ich kann mit den sprachlichen Mitteln eines Spezialfalls nicht ein Kalkül erklären, welches übergeordnet ist.

http://www.vordenker.de/vgo/vgo_mehrzeitigkeit.pdf

Die Exposition können Sie auch auslassen und auf S. 5 beginnen. Aber im Grunde können Sie auch ab S. 31 lesen. Was eine Monokontextur ist, wird allerdings nur zuvor definiert.

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Beitrag von ThWangenheim Di Jan 10, 2017 11:41 pm

Da haben Sie natürlich völlig recht. Aber ein Naturvolk hat auch keine "Geschichte". Folglich bedarf es auch keiner Geschichtsphilosophie.

Der Text ist an Inhaltsleere nicht zu überbieten. Alle Querfinger hören wir: was nicht geht, was noch kein solches System ist, wie der Herr Autor es sich vorstellt, aber leider nicht vorliegt. Und zwar bis zum Schluß. Ja, das hat seinen Grund, warum es so nicht vorliegt. Er hat einfach noch nicht formuliert, was er überhaupt will. Und das ist auch mein Vorwurf an Sie. Sie haben bisher ebenfalls noch nicht formuliert, was Sie eigentlich wollen.

Übrigens irgendwo im letzten Drittel wird die ganze Chose mit den parallel laufenden Turingmaschinen geschildert. Da waren wir längst. Und auch da gibt mir der Autor (unwillentlich) recht: Alles was wir an paralellaufenden Turingmaschinen kennen, ist wiederum in einer Turingmaschine darstellbar. Der Text humpelt unserer Diskussion bedenklich nach, wenn Sie mich fragen.

Wenn der Autor seine Vorstellungen nur negativ darstellen kann, dann soll er sich Herrgott Sakrament nochmal auf seinen Hosenboden setzen und eine positive Darstellung davon bieten und dann kann man darüber reden. Was soll dieses: Was ich will gibt's noch nicht, aber ich will es jetzt! Mama, die bösen Tatsachen geben mir nicht, was ich will! Wer soll das denn ernst nehmen? Das ist doch keine Wissenschaft, schon gar keine Philosophie. Da reicht es nicht zu sagen: Ich hätte gern eine dreiwertige Geschichtsphilosphie. Mit der könnte man sicher tolle Sachen machen. Hab zwar keine Ahnung, wie das vonstatten gehen soll, aber das muß es geben. Nein, nein, so funktioniert das nicht. Ich komme mir vor, wie bei den Trekkies, die versuchen irgendwie zu erklären, wie das Beamen oder der Warp-Antrieb funktionieren könnte. Muß ja gehen, der Kirk macht's ja auch. Weiß bloß nicht wie... aber ein bißchen fabulieren kann man ja. Ich schreib mal ne Warp-Gleichung auf, das hilft sicherlich!

Eine nicht exakte Maschine ist eine, deren Rechenergebnis nicht feststeht. Ob sie das als Wahrscheinlichkeiten oder als Unbestimmtheiten oder Freiheiten oder als Fehler betrachten, ist eine rein formale Begriffsreiterei. Das Entscheidende ist, daß das Ergebnis nicht vorherbestimmt ist. Wenn Sie diese Freheit nämlich genauer festlegen wollen, dann ist es keine Freheit mehr (und ebenso keine Wahrscheinlichkeit (ungleich 1) und keine Unbestimmtheit).

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Beitrag von Leser Mi Jan 11, 2017 12:03 am

Sie meinen, wieso diese Personen nicht bauen, was sie beschreiben? Aber sie versuchen zu beschreiben, was längst "gebaut" liegt, dessen Code aber nicht zugänglich ist ohne errechnet zu werden. Das Gehirn. Und sie argumentieren, wieso mit derzeitigen logischen Prozeduren das Gehirn nicht adäquat beschrieben werden kann. Die positive Vorstellung ist doch ab S. 21 gegeben? S. 24 schon das Notationsystem, S. 26 die exakte formale Defintion, was man sich unter "Umgebung" kyberntisch vorzustellen hat. Von S. 19-30 ist das ganze System aufgezogen.

Speziell zur Turingmaschine humpelt gewiss dort allerdings nichts. Aus S. 27 wird formal erklärt, wieso dieses System im heterarchischen Prozess Operand und Operator vertauschen darf und muss und die Ergebnisse der Berechnungen am Ende doch zweiwertig sind. Dieser Formalismus operiert mit eigenen Rechengesetzen und liefert als Ergebnis zweiwertig interpretierbare Daten, die aneinander vielleicht eine Kausalreihe bilden mögen, aber aus der Rechenstruktur der PKL nicht vorbestimmt werden. Die Ergebnisse lassen sich aneinandergereiht dann in einer Wiederholungsschleife, einer unendlich laufenden TM abbilden. Die Prozesse selbst sind es eben nicht. Die Arbeitshypothese lautet nicht "Bauen wir einen Wharp-Atnrieb", sondern: versuchen wir zu verstehen, wie Information sich distribuiert, die weder Subjektivität noch Materie oder Energie ist, sondern Information. Wie laufen mentale Prozesse ab? Nicht dann, wenn wir einen bereits gedachten Gedanken messen (Ströme im Gehirn), sondern die Prozesse beschreiben, die diese Ströme anordenen, regeln und ggf. korrigieren  - was auch bedingt vom Input abhängt.

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Zuletzt von M.G. am Mi Jan 11, 2017 2:03 am bearbeitet; insgesamt 2-mal bearbeitet

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Beitrag von Leser Mi Jan 11, 2017 12:45 am

Was aber positiv als Formalismus dargestellt wird, ist eine rudimentäre Architektur dieser transklassischen Maschine. Deshalb hat Günther auch den Unterschied von Komplexität einer Strukturtheorie und der Komplizierheit einer TM/eines klassischen Mechanismus gemacht.  Je reicher die logischen Orte, wie sie auf S. 21 nur dreiwertig distribuiert dargestellt wurde, desto mehr relative Freiheitsgrade gewinnt der Apparat (Freiheit im Sinne: nicht-determiniert und doch adäquate Entscheidungen treffen.. Oder Sterben - es geht immer um die prozesshafte Beschreibung des Lebendigen). Bei der gewagten Feststellung (der Begründung bin ich nicht gewahr) das 66! Orte zur Errechnung eines objektiven Geistes, resp. dem menschlchen Gehirn (?) nötig wären ist der Umkehrschluss: die relative Entscheidungsfreiheit einer jeden transklassichen Maschine, die weniger komplex operiert, ist sie die mechanische Abbildung bestimmter Teilaspekte der Komplexität des menschlichen Selbstbewusstsein. Daher geht es nicht um Maschinen, die etwas besser könnten. Allenfalls einzelne Reflexionsareale, die als isolierte Einheiten durchaus einzelne Relfexionsprozesse isoliert verstärkt leisten als die Struktur des menschlichen Gehirn. Aber auch nicht mehr. Mit Transhumanismus hat das nichts zu tun. Denn der Mensch selbst wird nicht verbessert oder korrigiert, sondern er gewinnt neue Verfahren als Taktik des Lebens. So wie der Flugmotor.

Speziell, was die Prozessstruktur des Gehirn angeht, wissen wir aus der Hirnforschung, dass bestimmte Areale je für sich in verschiedener Taktung laufen. Jedes hat sozusagen ihre eigenen Zeitlichkeit und die Neurowissenschaften, die sich das Gehirn noch digital denken, stoßen deshalb ständig auf die paradoxen Beobachtungen, dass plötzlich Wirkungen vor den Ursachen gemessen werden etc (S. 42). Die PKL behandelt jedes dieser Bereiche als eigenständige Subjekte, d.h. reflexionsfähige Entitäten. Inwiefern die PKL sich eines anderes Zeitbegriffs bedient, als der Zustandsbegriff der Physik vgl. S. 42-44 und doch "intra-kontextural", wie es heißt, den physikaloschen Zeitbegriff darstellt. Denn ist ein Ergebnis errechnet und danach ein zweites, so sind sie selbstverständlich als zwei aneinandergereihte Ereignisse zu interpretieren, zumal sich die kognitive Leistung zur Hervorbringung des Zustands A im Rückkopplungskreislauf auf die Wirksamkeit der Handlung A bezieht und korriegen kann mit Handlung B. Das ist Selbstreflexion. Es geht also darum, wie intelligente Systeme, resp. Materie, die die Eigenschaft von Selbstreflexion aufweist, diese Ereignisse nicht-determiniert errechnet. Denn die Errechnungen sind  kognitiv und ergeben sich aus dem simulantanen Operarieren der Einzelteile des Gehirn, der verschiedenen getakteten Hirnareale. Jetzt könnte man einwenden: aber die parallelgeschalteten TMs tun doch dasselbe? Sie tun es nicht und tun es doch. Wenn ein Ergebnis gerechnet wurde und vorliegt, so können wir eine Sequenz durchaus nachbilden. Das ist aber auch das maximal möglicher der sogenannten K.I., wenn sie so gedacht wird. Was das Gehirn eigentlich macht ist damit nicht nachvollziehbar, denn dafür müsste jedes Areal, das an einer Berechnung beteiligt ist so mit den anderen verknüpft sein, dass die eine TM ein Operant für die zweite, welche die Operation zur dritten TM knüpft und je nach Anforderung (Idee, Gedanke, Einfall, geschichtliches Datum) auch anders kombiniert werden kann. Von der Sequenz her, der digitalen Spur, ist das kybernetische Prozessieren nicht zu erschließen.

Weist ein Hirnareal aber bereits eine eigene Taktung auf, dann ist auch das wieder Ergebnis einzelner Neuronen, die in der selben gerade erläuterten Bezehung der Umtauschrelation von Operand und Operator stehen, und in den Neuronen sind es die einzelnen Zellorganellen usf. Die Materie selbst hat also diese Eigenschaft und was die Minimalbedingung davon ist, wird im vierwertigen Kalkül dargestellt. Deshalb "Theorie lebendiger Systeme"

Es geht aso, um es zusammenzufassen überhaupt nicht um die Leistungssteigerung des Menschen! Das ist ein Irrglaube der heutigen K.I. Forschung. Als interdisziplinäre Wissenschaft bietet die Kybernetik mit der PKL ein fundamental anderes Verständnis von Leben, Kognition, Evolution und schließlich auch Geschichte. Kognition und Evolution ist bildet die Einheit des sich durchsetzenden Lebens, d.h. der organisierten Materie sich in der Zeit zu erhalten und da in der Zeit Umgebungszustände sich ändern, sich evolutiv #anzupassen, Und gleichzeitig schafft aber auch die aktive Evolution neue Tatsachen der Umgebung (das ist dem kognitiven Prozess per Definition immanent, dass sie neue Situationen für sich schafft) womit Evolution ein wechselseitiger Prozess zwischen einem System, dass sich als System zu einer Umwelt denkt. S. )

Was das Hirn aber anbelangt:  Es ist diese Umtauschrelation, die Nietzsche schon vorspielte mit der Bezeichnung von aktiven und reaktiven Trieben. In JGB findet sich schon der Gedanke, sich das Bewusstsein als Subjekt-Vielheit denken zu müssen.
Auch Nietzsche war in diesem Sinne "Vorbote" einer Theorie lebendiger Systeme.

Ich schlage vor, dass wir dieses Thema abbrechen. Ich bin zwar felsenfest davon überzeugt, dass Günthers Arbeit alles andere als Schwachsinn ist. Doch damit bin ich wohl doch allein. Wie Sie den Text behandeln. finde ich nicht in Ordnung. Denn einmal auch nur bescheiden durchgescrollt und sie hätten alles entdeckt, was ich Ihnen nun erneut an Seitenzahlen aufgelistet habe. Es ist ersichtlich, dass sich ein Lesen von vorn nach hinten doch schicklicher tut. Das war auch mein Fehler, der ich Sie zu irgendwelchen Seiten geschickt habe, wo schon längst auf Grundlage des Kalküls etc. weitergedacht wurde.



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Beitrag von ThWangenheim Mi Jan 11, 2017 11:35 am

Da geben Sie, um zu zeigen, daß in fraglichem Artikel auch positive Bestimmungen vorkommen einen Grafikausschnitt und in diesem finden sich ausschließlich negative Beschreibungen, was noch nicht das ist, was so nicht funktionieren kann und keine einzige positive?

Wenn Sie übrigens Fragen, was Information ist, die "weder Subjektiv noch Materie oder Energie" ist, dann kann das erstens mit dem subjektiven, materiellen und energetisch betriebenen Hirn nichts zu tun haben und zweitens ist das eine derartige Loslösung von allem, daß es mit Sicherheit nicht die geringste Verbindung mit unserer Welt haben kann. Genau solche Sätze zeigen, daß Sie nicht wissen was Sie konkret wollen, sondern daß es um freies Fabulieren geht.

Ich kann Ihnen sagen, warum es gerade 66 sind. Aus demselben Grund, weshalb ich daran anschloß, daß man auch mit einer 99-wertigen Logik nicht vorwärtskommt. Ich hab's mir ausgedacht. Merken Sie nicht, wie willkürlich das alles ist? Ich könnte ebensogut sagen: Wissen Sie was die Philosophie der Zukunft oder mentale Prozesse oder wer weiß was sonst am besten beschreibt? Abbildungsfunktionen zwischen Sedenionen. Statt: wir kommen mit einer zweiwertigen Logik nicht aus sage ich, wir kommen mit den reelen Zahlen nicht aus, mit den komplexen ebenfalls nicht und auch nicht mit Oktonionen. Aber der adäquate Vergleich wäre natürlich, daß ich 32-wertige Zahlen erfinde. Das Problem ist: All das ist durch Matrizen reeller Zahlen darstellbar. Wenn er eine formale Beschreibung auf mathematischer Basis findet, die axiomatischer Struktur ist, dann ist das Problem immer notwendig auch durch bloße Addition von natürlichen Zahlen beschreibbar und sogar durch bloße zweiwertige Logik. Das ist gerade der Witz mathematischer Beschreibungen, daß sie sich immer auf die Grundaxiome zurückführen lassen und nur neue Größen zur einfacheren Beschreibung hervorbringen. Daher kommt er mit einer mathematischen Beschreibung auch von der Turingmaschine nicht los. Und zweiwertige Logik steckt auch im Formalismus seines Systems, sonst wäre es keine mathematische Beschreibung. Oder steckt die Unsicherheit bereits in seiner Notation? Wohl kaum - und wenn, dann dürften wir ihr ja nicht trauen.

Ich erzeuge einfach, wie Günther, an irgendeiner Stelle formal höhere Komplexität und behaupte, das löse gewisse Probleme. Das sagt absolut nichts. Wenn es irgendeinen Sinn machen soll, müßte er nun zeigen, was diese rein postulierten Orte sind. Wenigstens einen Teil davon. Aber dazu kann er freilich nichts sagen, weil das Ganze nicht die geringste konkrete Gründung in der Realität hat, sondern die fixe Idee eines Formalisten ist.

So kommen keine neuen Theorien zustande, weil sich jemand ein höherkomplexes System ausdenkt und dann versucht es der Realität überzustülpen (nichtmal das versucht er - aber dazu müßte man sich die Hände an Konkreta schmutzig machen). Das ist ein fantastisches Beispiel dafür, wie die völlig verkehrte Sicht auf die Mathematik wirkt. Dieser Mann hat in seinem Leben so viele Mathematikvorlesungen gehört: Definition, Satz, Beweis. Und jetzt glaubt er, daß mathematische, respektive lebensweltliche Probleme sich durch Definition, Satz, Beweis beschreiben ließen. Auf diese Weise, nämlich so, wie Mathematik heute vermittelt wird, ist der mathematische Gedanke (von philosophischen zu schweigen) aber nie entstanden. Sondern man besaß ein Problem und variierte bestehende Systeme solang, bis es auf die neuen Beobachtungen paßte. Erst im Nachhinein wurden, nachdem man etwas vollständig begriffen hatte, formale Systeme geschaffen, um es leichter handhaben zu können. Vor allem müßte er - wie ich oben sagte - als Rechtfertigung für eine völlig neue Beschreibung des Problems jede einzelne Definition mit einem Phänomen in der Realität verknüpfen. Er macht es nicht einmal für seine 66 Ergebnisse, geschweige denn mit seinen neuen Ausgangsgrößen. Er gefällt sich einfach im Erschaffen komplexer mathematischer Systeme. Bitteschön. Aber zur Theoriebildung gehört eine sinnvolle Ankopplung an die Realität, an Einzel-Beobachtungen usw.

Ob man mit TM das Hirn adäquat beschreiben kann weiß ich nicht, ich bin auch kein Hirnforscher. Dazu kann ich nichts sagen. Wir reden hier letztlich von historischen Vorgängen. Aber ganz davon abgesehen, geben Sie es ja selbst zu: Die TM bilden das Hirn ab, aber sie müßten variabel miteinander verknüpft werden, d.h. die Frage, wann der Informationsaustausch stattfindet darf nicht streng festgelegt sein. Et voilà: das kann man natürlich ebenfalls nach belieben programmieren (auch kybernetisch).

"Die Materie selbst hat also diese Eigenschaft und was die Minimalbedingung davon ist, wird im vierwertigen Kalkül dargestellt." falsch, ich sage "Die Materie selbst hat also diese Eigenschaft und was die Minimalbedingung davon ist, wird im 32-wertigen Sedenionen-Kalkül dargestellt." Und nun?

Daß zwei Seelen, ach! in des Menschen Brust schlagen - und wer weiß wie viele noch - ist so alt wie die Literatur. Dazu brauchte es keinen Nietzsche.

Wenn Ihre Beispiele aus dem Text auch nur eine meiner Fragen beantwortet hätte - nur war das leider nicht möglich, da ich den Text bereits kannte. Daß Sie umgekehrt mit meiner Antwort auf Ihre Frage nach einer nichtexakten Maschine nichts anstellen, d.h. mir nicht zeigen können, daß dies eine unzureichende Vorstellung meinerseits sei, und auch nicht eine einzige positive Bestimmung (außerhalb - und wie Sie selbst zugeben - völlig unbegründeter formaler Ergebnisse) ist da viel sprechender.

Es ist Ihre Sache, ob Sie von etwas "felsenfest überzeugt" sind - was ich bereits merkwürdig finde. Im freien Denken gibt es nichts Felsenfestes. Den Text behandle ich absolut kritisch und verlange - wie ich glaube, daß es mein gutes Recht ist - eine klar verständliche Begründung, warum jeder einzelne Schritt getan wird, warum er unbedingt nötig ist, weshalb er besser ist, als bereits von anderen getane, und welches Ergebnis daraus folgt, das uns vorher unerklärliche Dinge nun erklärt und wie diese Erklärung in concreto aussieht. Wenn Sie aber glauben, daß Sie jemanden überzeugen können, indem Sie auf jede Frage, die jemand stellt, mit einer scheinbar komplizierteren formalen Schrift antworten können, statt die Einwände konkret zu kontern, dann mache ich Ihnen nicht viel Hoffnung auf Erfolg.

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Beitrag von Leser Mi Jan 11, 2017 2:02 pm

"Sondern man besaß ein Problem und variierte bestehende Systeme solang, bis es auf die neuen Beobachtungen paßte. Erst im Nachhinein wurden, nachdem man etwas vollständig begriffen hatte, formale Systeme geschaffen, um es leichter handhaben zu können."

Das ist das Verhältlich zwischen Transzdentalem Idealismus und Günthers Formalismus.
Über Hegel können wir uns kaum unterhalten. Das haben Sie ja bereits gesagt. Andererseits traten durch die Kybernetik Probleme auf, die nicht mehr mit einer hierarchisch organisierten Auffassung von Mechanik nachvollziehbar waren. Gleichzeitig war es der Verdienst Günthers diese praktischen Probleme, die durch von Foerster und McCulloch aufgestoßen wurden, mit altem philosophischen Material zu stützen (Hegel) und technisch-applikativ sogar einen großen Zusammenhang hergestellt zu haben. Hier gilt: was sich Formalisieren lässt, ist auch konstruierbar. Denn es ist nicht irgendein Verkomplizieren, sondern ein Mechanismus, der auch mit drei Werten möglich ist. S.21-29 eine Funktionsanleitung. Ja, keine Bauanleitung aber gewissermaßen der erste Schritt. Ich verstehe die positivistische Haltung gegenüber Hegel. Aber sie ist nicht mehr aktuell. Hegels Ablehnung der Zahl und des Formalismus war töricht aber nicht dumm. Denn zu seiner Zeit waren die logischen Mittel sehr dürftig. Günther allerdings konnte mit den entwickelten Werkzeugen der symbolischen Logik das alte verstaubte Thema Hegels aufgreifen.

Ich habe Ihnen dieses Bild ins Forum gestellt, weil es zeigt, inwiefern wir uns das Gesamtsystem Gehirn nicht als TM denken können.

Aber was werden Ihnen die positiven Darstellungen denn bringen, wenn sie Formalismus transzendentalphilosophischer Probleme sind und nun auch mehr Probleme der K.I. und der Theorie lebendiger Systeme? Dann müssen wir wohl bei Hegel anfangen. Ich habe Ihnen deshalb die Seitenabgaben zu den positiven Darstellungen aufgelistet, werde sie hier im Forum aber nicht zusätzlich alle hosten.


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Beitrag von Leser Mi Jan 11, 2017 2:38 pm

Man kann nicht vernünftig positivisch über dialektische Prozesse diskutieren. Da können Sie noch so viele klassische Argumente bringen. Der Kalkül ist aber eine erste ikonographisch-formale Abbildung eines Vermittlungssystems, d.h. ein annähendes Abbild davon, was wir unter Kognition zu verstehen haben - souveräne Vermittlung der unterschiedlichen "TMs" gewissermaßen. Eine Vermittlung ist aber keine TM, sondern ein Prozessionsnetzwerk, das ihre TMs sozusagen spontan-kreativ Rechenanweisungen gibt, je nach "Idee", wie eine Umweltsituation zu bewältigen sei und damit auch Rechenanweisungen selbst entwickelt und ausprobiert, prüft, regelt.

Aber wissen Sie, ab dem Moment, wo eine operationalisierte Dialektik widersprüchliche Messergebnisse widerspruchsfrei vermitteln kann, scheint es mir der Betrachtung wert zu sein. Wenn bestimmte Messungen der Neurowissenschaften tatsächlich Wirkungen vor den eigentlichen Ursachen messen und die Messung selbst tadellos verlief, dann sind das grundsätzliche Schwierigkeiten unserer Werkzeuge im Umgang mit kognitiven Systemen. Eine Hochkultur ist bisher das größte und mächtigste, was wir als kognitives System zu interpretieren haben.


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Beitrag von Leser Mi Jan 11, 2017 4:32 pm

Anders gewendet: Der Kalkül macht Subjektivität zum Thema. Und daher die erste Distinktion: es gibt nicht nur eine übergeordnete Subjektivität, sondern distrubierte Zentren und ein Vermittlungskalkül muss diese Zentren miteinander verknüpfen. Was mit dem Subjekt der Geschichte, um auf KuI zurückzukommen, geschieht  - und deshalb ist ein Verständnis von der Funktionsweise lebendiger Systeme so wichtig -, ist also eine prinzipielle Entfaltungsoffenheit. "Kultur" und  "Ingenium" werden innerhalb dieses Vermittlungsnetzes als eine Kontextur begriffen. Auf die Geschichte der Hochkulturen gewendet: das Kultursubjekt selbst entfaltet sich in der realen Welt selbstverständlich zweiwertig, denn es steht als Kultur der Natur entgegen. Jedoch ist ncht determiniert und damit nicht vorhersagbar, ob sich die fraktalen Überlagerungen nicht anders schichten und interpretieren ließen. Sie haben das ja anschaulich im letzten Kapitel demonstriert. Ein weiteres wäre noch zu bedenken: die KuI-Tafeln sind für sich total periodisch, d.h. die Zeitachse tritt als passiver Träger auf.  Damit konnten Sie überspielen, dass bei genauer Betrachtung gewisse Zeitabstände mal kontraktieren, mal ausgedehnter sind. An den Tafeln sind die Jahreszahlen zum Glück eingetragen und man sieht es deshalb besonders gut. Das bedeutet aber, dass Spenglers Begriff des physiognomischen Taktes, d.h. der innere Stoffwechsel jeder dieser Hochkulturen unterschiedlich ist. Und das wiederum deutet darauf, dass man unterschiedliche Kultursubjekte annehmen müsste. Was die Dehnung und die Kontraktion anbelangt, so wird es noch merkwürdiger, da die einfache klassissche Sinusfunktion so etwas nicht kennen kann. Sie muss zeitlich homogen verlaufen. Folglich auch bei der fraktalen Überlagerung. Es ergibt sich, dass Geschichte ein kognitiv-evolutiver Prozess ist und nicht vorherbestimmt werden kann. Sind Ereignisdaten eingetreten, also in die Welt getreten, so lassen sich sich sehr wohl nach einer Struktur hin untersuchen. Das tat KuI. Eien andere Frage wurde im Text von von mir ebenfalls mehrfach beantwortet: McCulloch, der Neuroinformatiker aus den 40er-50er, hat bereits darauf hingewiesen, dass Kognitionsprozesse (der Prozess selbst) der klassischen Logik eben widersprechen. Das ist in jenem Kreisschema deutlich gemacht worden. Also das Problem des heterarchischen Prozessierens.


[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]

Das entnommen aus : http://vordenker.de/ggphilosophy/mcculloch_heterarchy.pdf

Was dort von McCulloch befunden wurde, ist das Prozessieren selbst, was der Kybernetiker "Information" nennt. Information ist jenes Prozessieren selbst, welches sozusagen Soft- und Hardware vermittelt. Das ist jenes kybernetische Dritte, die Information. Weder Materie, noch das, was man gemeinhin immer metaphysisch als Subjekt angenommen hat. Die Geschichte ist derweilen auch sehr alt. Kant nannte es den Transzendentalen Schein, der dann erscheint, wenn das Subjekt seine eigenen Gedanken als Objekte behandelt. Kants Notlösung war natürlich dürftig. Er behauptete nämlich deshalb, dass hinter dem empirischen Subjekt noch das übergeordenet und überall selbe Transzendentale Subjekt stecke usw. usf. Sie kennen den Moralisten. Hegel hat das allerdings widerlegt und damit den theoretischen Beschneidungen, die Kant der Vernunft auferlegte in einem dialektischen Geschichtsprozess erst entstehen lassen. Damit war bei ihm gewiss das Selbstbewusstsein nicht weniger transzendent, denn die Geschichte dieser Entwicklung erklärte er ja dann als abgeschlossen (die PdG erzählt die Entwicklungsgeschichte des absoluten Geistes). Die Kybernetik hat mit Günther jedoch die Idee übernommen, dass das kognitive Prozessieren ein dialektisches Prozessieren sein muss, in welchem Software (Subjekt) und Hardware (der sensomotorische Apparat des Menschen) ständig im vermittelten Widerspruch gehalten werden. Das heißt, der Prozess selbst, die Kognition, vermittelt das innere System mit den Daten, die die Hardware liefert und relfektiert darüber und schafft neue Entscheidungen, d.h. schreibt seine Software von selbst um. Bei Hegel war diese dritte Reflexion: System relfektiert auf seinen gegenwärtigen Bezug als System zur Umwelt, jene totale Reflexion, die er beschrieb als "übergreifen" über die  anderen beiden Glieder. Kybernetisch heißt das: Informationzirkulation, die immer gerichtet in die Zukunft sich entfaltet. Woher das Getriebensein des lebendigen kommen mag, dass es ständig sich überschreibt, regelt, beobachtet und wieder reguliert, nun das kann man bislang sicherlich nur notdürftig mit Mythologemen beschreiben - Wille zum Leben, Wille zur Macht etc. Dennoch geschieht es. Und das anschaulichste Beispiel ist Evolution, d.h. das auseinandergehen der verschiedenen lebendigen Arten selbst. Daher behauptet Günther, dass die nächste Großepoche der Geschichte sich mit diesem Thema befassen wird (wissenschaftlich): die Säkularisierung der Mythologeme.

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Beitrag von Leser Mi Jan 11, 2017 7:45 pm

Nun habe ich gefunden, wonach Sie wohl grundsätzlich verlangen.
http://www.thinkartlab.com/pkl/lola/graphematische_problem-kae.pdf

Formalisierte Axiome, Definitione, die Operation der dialektischen Vermittlung unterschiedlicher zweiwertiger Kontexturen (hier Frameworks genannt)

Für mich ist das allerdings gerade too much.


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